UND NEVERENDING OPTIMISMUS
Das ist der Raketentreibstoff, der mich seit 78 Jahren aus der Koje bringt, mich das Licht am Tunnelende mit der Sonne verwechseln läßt und dafür sorgt, dass meine Miene nie gefriert. Gaben, die ich intravenös von meiner Lebensheldin, meiner geliebten Mutter, geerbt, von der ich auch die Schreiberitis abbekommen habe, nicht zu vergessen, dass auch sie ihr Gegenüber mit spitzem Stil und Raffinesse auf die Bäume treiben konnte, derweil sie mit Altruismus und Emphase Seelen und Körper zu heilen vermochte. Ich bin ihr Copy Cat! Ich bin also generalunschuldig, bin einfach wie ich bin, kann gaaarnix dafür! Ein Schnack, mit dem Millionen Eltern mit Vorwürfen von der Erbengemeinschaft alt, wund und in Depressionen geschossen werden, um sie hernach – unter Krokodilstränenkaskaden – zu verscharren. Sarkasmusmodus weg! Das Leben geht weiter, stets und immer heiter… Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt, und wer sich nicht selbst zu helfen weiss, dem hilft keiner, manches Mal nicht mal der Homunkulus im Nebenfederbett, was für alle Geschlechterformen gilt.
Jedenfalls sind mir die Sprüche von Klein Erna schon damals unter die Haut gefahren. Wer keine Ausreden hat, ist sowieso der Dumme, und im sozialen Vorwurfsverschiebebahnhof gilt es, das letzte Wort zu haben, wer das nicht schnell genug kapiert, schaut in die Röhre. Das wollte ich nie. Das fand ich doof! Meine Strafe war deftig: ich wurde früh zum Aussenseiter und Mobbingschaf, habe Stigmata stoisch ertragen – Määääh. War das vielleicht meine lange Nase oder – jedenfalls seinerzeit! – meine windschlüpfrige Erscheinung? Bei Sturm und einer Körperlänge von 183cm immerhin hatte ich mit 60 kg Lebendgewicht stets Steine in den Taschen, um nicht vom Kurs ab zu kommen. Hätte ich mich optimieren lassen müssen? Ich war tapfer und wollte mein sparsames Geld lieber für fahrbares Blech ausgeben. Mach´ ich heute noch! Man will ja schließlich vorankommen und Komplexe habe ich konserviert, weil man mit Blech beim gegnerischen Geschlecht schon mal Vorfahrt im mittleren Körperbereich haben konnte. Zudem meine Komplexe damals wie heute, nicht in ein Asphaltblasenauto passen. Darum stehen diese lütten Pupsautos – fahrbereit immerhin – heute bei mir im Wohnzimmer, und werden niemals nass. Wie sie dorthin gekommen ist? Ich habe vor 35 Jahren beim Bau meiner Schlafresidenz schlau eine Verglasung als Tür verbaut, durch die mein Schubmaststapler Flügel und Fahrmobil im OG sachte auf die Marmorfliesen stellen kann. „Oh wie praktisch“ würde Klein Erna sagen, als sie Heini beim Pinkeln am Baum erwischte.
Auch Doppelwasser rein und raus wurde bei uns montiert, womit bis heute Millionen Klospülungen sowie Gartenwasser statt von der Stadt, aus den Regenwolken umverwendet werden. Als Fuchspfennig war ich meiner Zeit voraus und Joschka Fischer samt Sonnenblume hatte damals die grüne Farbe noch nicht entdeckt, weisse Sneaker mit Schlabberjacke, das war sein Trick, mit dem er sich reingeschlichen hat, kaum vereidigt, schon pensioniert, es geht alles viel zu schnell.
Schillernd unter der Oberfläche, kaum zu sehen, stets lauernd gleich hinter meinem Optimismus, da wohnt mein Männerstolz, die Triebfeder allen aktiven Handelns oder Ebennichterduldens. Bei mir ein ausgeprägtes Ungetüm, das mich lebenslang hat Salti schlagen lassen, tritt meist als Drilling auf, Hand in Hand mit Ehre und Moral, weil man weder hier noch dort noch dort über einen Läuse kamm geschoren werden wollte, statt dessen lieber mit schäumender Bugwelle und gerader Furche weiter vorwärts steamen wollte. Ein Perpetuum mobile, dessen Ecken und Kanten nicht abzurunden sind. Tapferkeit ist der Kumpel von Männerstolz, was vermehr für die Gegenseite gegolten haben mag, weshalb hier und dort schon mal Empfindlichkeiten entstehen können. Eine Meinung bleibt eine Meinung, auch wenn dabei Schmerzen entstehen können, beim Gegenüber. Damals machte ich mir darüber allerdings kaum einen dicken Hals. Heute ist alles leichter, weil man gegnerische Verhaltensweisen messerscharf durchschaut, bevor sie aus den Sprechluken rausgekrochen sind. Ist es nicht jammerschade, dass man die ganzen Schlauheiten am Ende mit unter die Erde nimmt? Eine Frage, die die Antwort unter dem Arm mitbringt.
Alleinstellung kommt von Alleine, das war mein roter Faden, der sich durch alle Lebensbereiche schlängelt, der die Dinge mit einander verbindet, wenn man das Glück auf seiner Seite hat. Ich bin planmässig vorgegangen, habe Schiffe, Märkte, Messen und Menschen sortiert, einige sediert, viele Untersätze gleich selbst gesegelt, mal mit, mal mit ohne Max Förthmann, einer Promenadenmischung aus verschiedenen Hunderassen, oder auch mit weiblicher Begleitung. Warum bloss sausen die Jahre so schnell vorbei? Jedenfalls war nie nicht Zeit für runde Bälle oder Nettiflex, Instawho, Watschapp oder Fratzenbock. Zeit ist kostbar und ich bin schon weg.
Ich habe mich stets selbst um mein Fortkommen kümmern müssen, was ich auch wollte, denn abhängig sein von anderen, das kam nie infrage, da war ich eigen. Logisch, dass man damit auch für das eigene Einkommen zu sorgen hat. Es stellte sich früh die Frage, wie sollte man 230 Bootsmessen in 30 Jahren zeitgleich erledigen, ohne Mitarbeiter, die sich um die Produktion kümmern, um den ganzen Laden im Gange zu halten? Ein Lebenskompromiss in dessen Verlauf man dann auch mal Männer zu küssen hatte. Ein unlösbares Rätsel, dessen Auflösung nur ein Singlehander kennt … am besten gleich zwei davon. Die Lösung kam auf zarten Damenfüssen um die Ecke, Landwirtschaft gewohnt, wurde CNC Bearbeitung und technische Zusammenhänge zum Hobby dieser Dame, die mein Leben in toto verändert sollte, bzw. hat. Heute stellt sie sich wie selbstverständlich den Besuchern als die Produktionsabteilung vor … ohne dass ich hier nun Komplexe kultiviere. Neulich hat sie einen gestandenen Segelmann verwirrt, indem sie auf seine Frage nach M 13, frech konstatierte / belehrte, dass M 13 nicht zu kaufen ist. Soweit ist es hier gekommen. Gleichberechtigung selbst bei Gewinden!
Aber, die Sache ist schon okay … wir funzen wie ein Schweizer Uhrwerk. Bald habe ich dann 50 Jahre Windpilot voll, hat gar nicht weh´getan, und meine nunmehr 4. Frau, mit der ich mehr Lebenszeit gemeinsam verbracht habe, als mit sämtlichen verflossenen Damen in meinem Leben zusammen! – schleicht sich an das Viertel Jahrhundert ran … die Silberhochzeit werden wir vermutlich wie im Fluge verpassen, ist gar nicht mehr lange hin, wenn man bedenkt, dass 2025 auch schon bald zur Hälfte im Eimer ist. Wir verbringen seit 23 Jahren 24 Std 365 Tage Seite an Seite, Urlaub unnötig, weil wir uns aneinander erholen und unsere Seelen pflegen, ganz ohne Zutun von Weisskitteln, die uns im 45 Minuten Takt um Rat fragen, was sie denn selbst wohl verkehrt machen? Das soziale Tiefolot ist der beste Sensor vor Menschen, die wir nicht mögen müssen. Dem Himmel sei gedankt, dass im nassen Sport überwiegend freundliche und kluge Menschen unterwegs, was kein Wunder ist, weil es zum Erwerb eines schwimmenden Untersatzes zu allererst einer gewissen geistigen Kompetenz bedarf, weil ohne Einkommen Segeln schon mal schwierig werden kann. Nicht zu vergessen, das Wort Sponsern ist eine Vokabel, die bei uns schon mal Schluckauf bewirkt, die Ausnahmen können wir an wenigen Fingern abzählen.
Das Leben sagt uns, was es braucht, um zu überleben. Wir schöpfen Lebenskraft aus unserer Gemeinsamkeit, denn draussen ist die Hölle los und damit meinen wir keinesfalls eine geopolitische Umgebung, sondern den Nahbereich von Menschen, die uns umleben. Kriegsschauplätze überall, weil so unglaublich viele Menschen mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind, dass dies auf ihrer Stirn zu lesen ist. Verstecken unmöglich!
Wo also kommt unser Lebenstreibstoff her? Logisch, der kommt von den Heckverzierungen, die wir manchmal schon im Trance … oder war das Schlaf? … produzieren. Wir finden in der Werkstatt stets gemeinsam statt, weil die Zeit dann noch schneller im Flug vergeht … schwupps … ist der Tag vorbei … hat schon wieder gar nicht weh getan. Wir leben von, mit und durch Menschen, die verinnerlicht haben, dass wir ihnen werte und faire Gegenüber sind, die zudem das Vertrauen haben, dass unserer Hände Arbeit ihnen das Steuern auf See erleichtert, sie also Schlafen oder andere Sachen machen können.
Ein fairer Deal, was an der Tatsache abzulesen ist, dass unser Marketing geräuschlos, zudem durch WORD–OF-MOUTH vollkommen kostenlos funktioniert. Hat viele Jahrzehnte gebraucht. Ein Zustand ähnlich wie die Luftfederung bei meinem Auto, bei dem die Lebensschlaglöcher nicht mehr zu bemerken sind.
Ja, das erzeugt Stolz … ein Raketentreibstoff bester Sorte.
Hamburg 29.05.2025
Peter Foerthmann
Marzena Wiska