Antje + Ingo Paulus

REVISION DER THALASSA IN DEN KANAREN
Wenn Ausdauer, Mut und Disziplin zusammen kommen, ein Projekt in Angriff zu nehmen, dessen Ausgang man zuvor nicht geahnt, dabei mit erkennbar guter Laune und fröhlichem Gesicht in Harmonie und Einigkeit bis zum Ende durchgehalten hat, kann man sich vor den Akteuren nur tief verneigen. Donnerwetter und Respekt … wobei ich mich frage, ob diese Arbeit auf den Kanaren vielleicht auch ein wenig Spass gemacht, anstatt voller Ernst – im Sinne von qualvoller Marter – gewesen ist, weil der Unterschied zu einer Aktion im nassen Norden doch einigermassen eklatant geraten wäre. Nur so ein kleiner schneller Zwischengedanke! Zum besseren Verständnis: ich habe im Verlauf von 35 Jahren meine regelmäßigen Aufenthalte auf den Kanaren stets immer als Spassvergnügen betrachtet, auch wenn mir der Schweiss beidseitig in die Schuhe gelaufen ist. Alles eine Frage des Standpunktes! Antje und Ingo Paulus jedenfalls haben ein ganzes Jahr damit verbracht, die Thalassa in den Kanaren wieder auf die Beine zu stellen, sublimiert betrachtet! Nun sind sie fertig! Vielleicht ein schöner Grund, an dieser Stelle mal eine Geschichte zu erzählen, die schon lange darauf lauert, einmal erzählt zu werden.
Es handelt sich um die Geschichte der Metamorphose eines bekannten Segler´s vom Mono- zum Multihull Segler: Bobby Schenk wurde vor ca 23 Jahren in Les Sables „umgenäht“, weil er dort eigentlich ein ganz anderes Schiff hatte kaufen wollen. Aber, der Reihe nach.
Ich bin Antje und Ingo Paulus in Sympathie verbunden, nicht nur, weil sie mit dem politisch korrektem Steuersklaven am Heck unterwegs gewesen sind, sondern auch bei der Wahl des Schiffes mein Herz getroffen haben. Denn mit Hanseat Yachten verbindet mich eine lange Geschichte mit vielen Facetten, fing bei Willy Asmus an, als er noch kraftvoll – und laut! – in Glückstadt auf seiner Asmus Werft das Regiment geführt hat. Danach gab es mit seinem Sohn Heiner ein paar kleinere Scharmützel, wobei es stets um persönliche Wertschöpfung gegangen ist. Gleichwohl hatten die so wundervoll solide gebauten Schiffe in meinem Herzen stets einen dicken Stein im Brett.
Ich war nimmersatt, habe immerhin drei Hanseaten in Folge besessen, habe meine WINDPILOT ( Hanseat 70 BII ) mit Liebe, Begeisterung und völlig aberwitzig unwirtschaftlichem Einsatz in einer Form hochgerüstet, wie man es nur zu Stande bringt, wenn im Kopf „eine Schraube locker ist“ ( O-Ton einer Dame, deren Name mir entfallen ist! ).

Peter´s Flotte #2

Ich habe das allerdings nie bereut … und zu lockeren Schrauben besitze ich eine Affinität, denn sie sind Teil meines Existenzprogramms. Ingo Paulus hat nach dem Tode von Heiner Asmus die Hanseat Klassenvereinigung unter seine Fittiche genommen, für mich damals eine logische und stringente Entwicklung. Das Leben jedenfalls konnte weitergehen. Ist es dann ja auch.

Catamarans

Nun sind Antje und Ingo fahnenflüchtig geworden: die Amazone wurde 2022 verkauft. Da muss man tapfer sein, wenngleich natürlich alle bekannten Gründe zum Wechsel auf ein Doppelrumpfschiff hellwach, formuliert und von allen Seiten mit freundlichem Kopfnicken bestätigt werden. Katsegler sind nicht mehr die Marsmenschen aus einer fremden Galaxie, diese Schiffe wurden vermutlich erfunden, um feminine Regierungszentralen für das Wasserleben vorsichtig zu interessieren und sie sodann „leise und auf Samtpfoten“ zu begeistern und am Ende in die Weiten blauer Ozeane zu entführen, vorzugsweise downwinds, damit die Wellen nicht so hart unter dem Brückendeck zuschlagen und den Schlaf stören können. Immerhin können ja nun meistens beim Segeln die Blumentöpfe auf den Tischen stehen bleiben und ein ebenerdiger Gang vom Kockpit zum Kühlschrank ist ja auch nicht schlecht. Abgesehen von Doppelmotoren, wobei bereits einer genügt, um enge Kreise fahren zu können. Natürlich nicht zu vergessen, dass im Fall einer plötzlich erforderlichen Scheidung quer durch den Paarbetrieb, ein jeder ja sogleich dann mit seinem eigenen Schiff weitersegeln kann … überspitzt gesagt!

Ich habe mich Les Sables d´Olonnes jahrelang aus einem ganz anderen Quadranten genähert. Zunächst habe ich mich am Roulette Francaise ausprobiert, habe mir bei der Ausrüstung von fliegenden Schiffen zum Glück die Pfoten nicht verbrannt, gleichwohl Erfahrungen eimerweise gesammelt, ganz ohne mich zu übergeben.

Es war die Zeit, als LSO seinen Ruf als idealer Start und Landplatz für Schnellbootsegler begründete, der er bis heute geblieben ist. Interessant … wenngleich gar nicht meine Welt!

Zudem entwickelte sich dort eine besondere Werft, die in pfiffigen Schnellbau Verfahren Aluminium Yachten mit „Knick“ zusammenschweissten. Wer immer den ersten Stein geworfen hat, aber die Entscheidung, Jimmy Cornell als Marketinglokomotive einzusetzen, wurde zum Grossen Wurf und vermutlich ursächlich für den steilen Erfolg von Ovni Yachten, denen alsbald dann andere Bauwerften im Segment solider Aluminium Yachten folgten, bzw zeitgleich entstanden sind. Immerhin erwies sich der Bau von Aluminiumschiffen aus ALMg4,5 in Frankreich als richtungweisend für Blauwassersegler mit genügend Ressourcen, um bei den einschlägigen Werften ihre Traumschiffe in Auftrag zu geben ( Garcia-Allures, Boreal, Alubat ). Sicher nur eine Randnotiz, wenn ich hier mitteile, dass ich >500 Ovni Yachten ausgerüstet habe
Als Jimmy im Jahre 1986 in Las Palmas erstmals seine Zelte zur ARC im Hafenvorfeld festzurrte, hatte ich bereits viele sonnige herbstzeitlose Wochen in den Kanaren zugebracht und sah keinen Grund, meine wichtigen Geschäftsreisetermine im Herbst zu unterlassen. Für mich ein Jahreshighlight der besonderen Art. Es ergab sich, was sich ergeben musste. Eine Zusammenarbeit mit Jimmy, die Früchte tragen wollte und sollte. Nach gemeinsamen Blauwasserseminaren in Las Palmas und UK, wurde 1997 dann die TM World Cruising Deutschland gelauncht, in deren Folge ich gemeinsam mit Astrid + Wilhelm Greiff ( Vertreter von World Cruising bis heute ) für viele Jahre Blauwasserseminare in Deutschland durchgeführt habe.

Blauwasser Seminare



Unbeschwerte Zeiten, in deren Verlauf Jimmy und Bobby Schenk manches Mal Wand an Wand unter meinem Dach genächtigt haben und nicht nur Weinflaschen lenzten.

Im Herbst 1998 wurde an der Aventura Troi in Le Havre ein Windpilot angeschraubt, zeitgleich hatte Jimmy mich mit Adlard Coles „verheiratet“, ein Ereignis, das Folgen für meine Nerven und Kassenlage haben sollte, welches mich über 2,5 Jahre schwer in Mitleidenschaft gezogen hat.

Mein Kampf

Bobby Schenk hat in jenen Jahren manches Mal seine Telefonrechnungen strapaziert, um sich über mein Lieblingsthema auszulassen, bzw. mir den Puls zu fühlen. Kurz: der Kauf einer neuen Thalassa stand vor der Tür, und mit Informationen war ich schon stets gern behilflich, weil meine Kenntnisse über Schiffe jeglicher Couleur mir offenbar in den Genen liegt.

Bobby war kaufwillig für eine Ovni, hat seine Mooney aus dem Hangar geholt … und ist in froher Erwartung mit Carla nach Les Sables geflogen. Der Besuch bei Alubat allerdings nahm einen offenbar anderen Verlauf als erwartet bzw. erhofft. Über diesen Teil der Geschichte gibt es unterschiedliche Versionen. Meine Kurzversion lautet wie folgt: Bei Alubat wird Französisch gesprochen, und bei Alubat waren und sind deutsche Buchautoren nahezu unbekannt. So konnte es offenbar passieren, dass Bobby am kleinen Flughafen von Talmont nicht von Werftvertretern abgeholt wurde, gleichwohl mit Taxi zur Werft zu fahren hatte, wo er sodann nicht die sofortige Aufmerksamkeit sondern sogar ein wenig zu warten hatte. Ob das die Schicksalsstunde wurde?

Koinzidenz vielleicht, dass das Ehepaar Schenk langjährig mit Kurt Ecker ( Grandseigneur der Charter Firma Ecker Yachting ) befreundet gewesen ist. So lag es dann wohl nur noch einen Gedankenblitz entfernt, sich für die von Aliaura Marine in LSO gebauten Privilege Katamarane zu interessieren, mit denen Kurt Ecker in reger Geschäftsverbindung gestanden, was einen offenbar attraktiven Preis für den Kauf einer Privilege 465 ermöglichte. Rabatt ist immerhin ein geflügeltes Wort für alles, was man kaufen möchte, wenn man ein wenig günstiger ans Ziel kommen kann.

Immerhin nun zwei konkurrierende Argumente für oder gegen Mono- oder Multihull. Die pragmatische Entscheidung hat die Diskussion beendet: Bobby und Carla sind in 2000 mit der neuen Thalassa gen Westen gestartet. Ein Windpilot am Heck … bis heute.

In meinem Kopf unvergessen, die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der diese Schiff hergestellt werden konnten. Ich war in der Vorwoche zur Auslieferung am Schiff und habe meine Fotos geschossen, danach Bobby angerufen und ihm vorsichtig darauf hingewiesen, dass ggf. die Fertigstellung sich ein wenig verzögern könne, angesichts der „offenen Wunde“ einer offenen Rumpfschale.
Nun, das Schiff wurde termingerecht abgeliefert, eine gemeinsame Probefahrt abgeschlossen, eine Einladung zum abendlichen Hummeressen in LSO mit Bobby und Carla bleibt unvergessen.

Das runde Ende dieser kleinen Geschichte ist schnell erzählt: ich hatte in 2003 beschlossen, die BW Seminare nicht mehr weiter zu führen und dies Carla und Bobby auf meinem Sofa mitgeteilt. Bobby bat mich damals, „noch ein weiteres Jahr das Seminar“ zu organisieren, weil er nach dem Verkauf seiner Thalassa in Malaysia, sodann diese Seminare weiterführen wollte.

Und so ist es dann geschehen!

Die Geschichte der Wiederherstellung der Thalassa ist umfangreich, fast könnte sie dem Leser den Atem nehmen, angesichts der Notwendigkeit enorm vieler Reparaturen … an einem Schiff, dass lediglich 23 Jahr in Benutzung gewesen ist.

28.08.2023
Peter Foerthmann

Eine Antwort zu Antje + Ingo Paulus

  1. Jean aus Genf sagt:

    Habe mir die Liste der Reparaturen durchgelesen, ist zwar viel aber eigentlich alles Verschleiß Teile und daher dann doch nicht so erstaunlich.

    Windpilot abgebaut?

    Ist dann nicht ein neuer reingekommen?

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