Bernd Becker

DAS ABENTEUER BEGINNT, WENN MAN SICH WÜNSCHT, DASS ES AUFHÖREN SOLLTE
Es gibt einige Schiffe in meinem Leben, die mir immer wieder begegnen, auf Reede in Lasa Palmas, im Hafen von Arnis, in den Erzählungen von anderen Seglern, oder so ganz direkt im persönlichen Austausch, der mir meinen Lebensspaß garantiert. Nun handelt es sich bei der KICK EM JENNY um ein ganz besonderes Schiff, das fängt bei einem besonderen Schiffsnamen an, denn Kick em Jenny jagt Seglern vor Grenada´s Küste schon mal Schrecken ein, weil es dort am Meeresboden schon mal blitzt. Ja, und die Bruce Roberts 44 gehört zu jenen Schiffen, die ob ihrer soliden Bauweise, zudem aus Stahl ihren Skipper samt dessen Schutzbefohlenen niemals Angst aufkommen lassen, weil sie unkaputtbar ist … Hier wird bewisen, dass die Kick em Jenny ein lebenslanges zuhause für die Familie Becker ist. Kürzlich bekam ich Post von Bernd Becker, eine Kurzgeschichte über ein langes Leben:

Moin Herr Foerthmann, vielen Dank für Ihr Schreiben, das macht ja Lust weiter zu lesen. Deshalb hier ein kleiner Bericht, wohin uns Windpilot gesteuert hat. 1991 gekauft ging die erste Reise (Training) um Großbritanien, Irland, Schottland und im Oktober über die Nordsee nach Holland zurück: Bewährungsprobe sehr gut bestanden. Klar, mit meinem  Vater, sehr guter Metaller, haben wir den Windpilot auch bestens montiert.

Im Folgejahr ging die große Reise los, einmal rund um die Welt, Barfußroute, 3 1/2 Jahre, zu zweit los, zu dritt zurück, man unterschätze die aphrodisierde Wirkung der Südsee nicht, eine Tochter wurde in Neuseeland geboren. Mit einem Säugling über die Tasmansee??? Besser nicht, also großes Einhandabenteuer (Merke: das Abenteuer beginnt, wenn man sich wünscht, dass es aufhört!) und da hat mich Windpilot mal im Stich gelassen, hat sich doch das Hauptruder in seine Bestandteile aufgelöst. Aber die Aussies haben mir ein schickes neues Edelstahlruder geschweisst, und das funktioniert immer noch bestens. Dass spanische Fischer mal glaubten,  ein Alugussteil  zusammen falten zu müssen, ist nicht Windpilot anzurechnen.
Wieder in heimschen Gewässern wurde Windpilot nur noch zu Urlaubszeiten tätig, schöne Reisen in der Ostsee, Alandinseln, Götakanal, Norwegen…Und auch ne Zeitlang in Arnis! Dann wollte die mittlerweile 3 köpfige weibliche Crew ins Warme, Mittelmeer war angesagt, wir kamen aber nur bis Galizien, und das war super.

5 Jahre Mittelmeer, 3 Jahre Azoren, 4 Jahre Kanaren.
Und Schluß mit der Arbeit, Praxis geschlossen, ja, das will auch keiner mehr machen, die Geschichte mit den Nachfolgern. Zuletzt aber nochmal richtig los, bevor man es nicht mehr kann, Karibik sollte es nochmal sein, vielleicht auch weiter. Aber nach 3 Wochen wüstem Geschaukel – Windpilot hielt weiter wacker durch – war klar, Karibik ok, aber nicht mehr weiter. So blieben wir 4 Winter im Warmen, zu oft zu Warmen, das zunehmende Alter verträgt die Hitze nicht mehr so gut, oder ist es doch der Klimawandel??? Egal, im Mai ging es dann zurück, die 3 Wochen von St Maarten nach Horta waren, von kleinen Ausnahmen abgesehen, sehr gemütlich und eine neue Entdeckung, die Kombi mit Windpilot und elektr. Selbststeueranlage klappte bei schwachem achterlichen Wind ganz hervorragend. Da wollte vor lauter Freude der Motor nicht mehr und so einen neuen Ölkühler für einen 45 Jahre alten Ford gibts nicht um jede Ecke. Jetzt läuft er aber wieder und so werden wir – immer noch die gleiche Frau und die Neuseelandtochter –  im August die letzte längere Etappe mit Windpilot nach Galizien segeln und dann ist (erst mal?) Schluss mit langen Törns. Und vielen Dank an Windpilot!
PS: Das Geld für das Pendelruder habe ich vorgesten überwiesen, die Bilder können sie in Ihrem Blog verwenden.

Viele freundliche Grüße und bleiben Sie fit!

Bernd Becker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert