SABBAT ZUM ZWEITEN – DIESMAL HAT´S GEKLAPPT
Es begann, wie es immer beginnt, ein Segler mit Frau und Familie wollte eine Heckverzierung kaufen … so schnell so einfach. Aber so ging diese Geschichte nicht. Der Fall lag komplizierter: Gerrit war fest entschlossen, ein Sabbatjahr von der Lehrerfront zu machen, hatte dazu eine Van De Stadt Seal – in steel! – erworben, an der nur noch wenige Restarbeiten zu erledigen waren … Peanuts, wie er vermutlich dachte. Ein paar Fahrten nach Wedel … der Fall wurde komplizierter, immer weiter und wenig heiter. Denn die Sheik Yerbouti war mit hydraulischer Radsteuerung ausgerüstet, ein Umstand der drastische Gegenmaßnahmen erforderte. Haben wir mit einer soliden Notpinne sowie Bypass gelöst. Das Schiff ging zu Wasser, die Leinen wurden losgebunden, es ergaben sich – however – ungeahnte endlose weitere Widerstände, die quer im Wasser und in den Seelen lagen.
Vorsicht Anfenger! – Gebrauchtboot Kauf zwischen Traum und Alptraum
Aber Gerrit hat sich durchgesetzt, ist durch dick und dünn gegangen, gesegelt und durchgeschüttelt.
Am 29.08.2011 erreicht mich die folgende Mail:
Lieber Peter,
gerade öffnete ich meine mailbox in der festen Absicht dir zu schreiben und um Abbitte zu leisten und da finde ich folgende Nachricht von dir, erneut kamst du mir zuvor. Wollte dir nur mitteilen, dass ich mein Schiff in knapp fünf Wochen von Norddeich nach Empuriabrava gesegelt habe, die erlebten Abenteuer berichte ich noch gerne mit Photos unterlegt im Detail, allerdings später. Da kommt schon einiges zusammen, vom vergessenen Tankdeckel und dem neben den Needles stehenbleibenden Motor, der Fischermooring, die uns plötzlich stoppte und dem mit Augeninfarkt ausfallendem Mitsegler, der trotz des Befundes dennoch unbedingt mit durch die Biskaya wollte. Letztere war übrigens gnädig mit uns, Wind 4-5 aus Nordwest war ideal.Dass ich dich aus Lymington anrief tut mir leid, ich war entgegen deiner Erwartung tatsächlich doch zu blöde gewesen. Letztendlich funktionierte deine Anlage einwandfrei, auch im Nebel, als mein Kollege völlig die Orientierung verlor, behielt sie die Übersicht und auch bei Windstärke 8-9 vor der portugiesischen Küste konnte ich mich auf sie trotz der hohen Wellen verlassen. Da wir aufgrund der Krankheit meines Freundes und meiner Weigerung ihn mitzunehmen nur zu zweit durch die Biskaya fuhren, nahm ich mir vor der englischen Küste deine Worte: „Gerrit, du bist doch kein dummer Mensch“ zu Herzen und setzte mich vor deine Anlage und dachte eine Weile nach. Da verstand ich dann das Prinzip der Anlage, das sich mir bis dahin gar nicht erschlossen hatte, ein Witz, ich weiß!! Von dem Zeitpunkt lief alles wie geschmiert tolles Produkt, allerdings eiert mein Schiff vor dem Wind bei Welle um etwa 50° vielleicht hast du eine Idee wie ich den Wert verbessern kann. Ich bin in jedem Fall froh, dass es alles prima funktioniert hat.
Am 21.09.2013:
Lieber Peter,
Wir sind übrigens in Portimao, 50 Meilen südwestlich von Cap Sao Vincente musste ich umdrehen. Carole, Penelope und der kleine Matheo waren alle am Kotzen, wir hatten permanent mehr als 30 Kn und hohe Wellen und die Gribfiles versprachen für die nächsten Tage keine Veränderung. Das wollte ich meinem 16 Monate altem Sohn dann nicht zumuten. Nun überdenken wir unser ganzes Vorhaben. Mit dem Kleinen ist es auf See sowieso sehr anstrengend, er bindet Carole ständig, was ihr nicht gut bekommt. Ich bin dann Navigator, Steuermann, Koch und gute Laune verbreiter, alles ein bischen viel. Selbst vor Anker muss sich immer einer um den Kleinen Kümmern, was auch das Liegen in Buchten recht anstrengend gestaltet.
LG Gerrit
Auf diesem Törn ist das Titelbild dieses Blog´s entstanden, er gehört zu meinen Lieblingsfotos, weil die Ehrlichkeit ohne Worte ins Auge springt.
Kurz und gut: die Sheik Yerbouti wurde in Spanien verkauft, das Leben ging zu Hause heiter immer weiter. Der Traum ging schlafen, allerdings nur halb, denn nach aussen war nix zu sehen oder zu bemerken! Aber in Kopf und Herz gedieh´ und blühte der Traum immer weiter. Im Verlauf der dann folgenden Jahre wurden viele Schiffe virtuell durch´s Sieb gerührt, bedacht, geprüft, verworfen, besichtigt und vernichtet … mit Worten. Eine Achterbahnfahrt die ich mit unzähligen Seglern rund um die Welt vollziehe … hält mich jung – naja! – und ich nehme Teil an unzähligen Familiengeschichten, für die das „nächste“ Schiff in den Mittelpunkt rückt, wobei auch schon mal erkennbar wird, wo in einzelnen Familien der Schuh denn drückt.
In Jahre 2020 wurde dann die SV Droopy,eine CABO RICO 34 gekauft, exakt jenes Schiff, für das Gerrit bereits 18 Monate zuvor schon mal in die Bretagne gesaust ist … allerdings knapp zu spät, das Schiff war tags zuvor bereits verkauft. Sowas beisst die Seele. Beim zweiten Anlauf in 2020 allerdings – die Droopy wurde in der Caribic angeboten – war Gerrit schneller. Denn Gerrit hatte sich bis über beide Ohren in diese wunderschöne Cabo Rico 34 verliebt, verschossen und hat sodann zugeschlagen. Das Schiff wurde nach Europa überführt und ging hernach in Cuxhaven on the hard zum schlafen.
Am 23.12.2023 bekomme ich diese Mail aus Martinique:
Lieber Peter, Carole, Matheo und ich sind nach 26 teils anstrengenden Tagen in der Karibik angelangt. Unsere Windfahnensteurung (eine Beaufort) hat uns auf allen Kursen sauber gesteuert – was Herr Erdmann erzählt, ist für mich nicht nachvollziehbar. Selbst downwind bei wenig Wind funktionierte die Anlage astrein. Leider hatten wir oft zu wenig Wind und eine lange Atlantikwelle hat sich bis zu letzt nicht entwickelt. Die Cabo Rico braucht schon Duck um vorwärts zu kommen und die unsortierten steilen Wellen sorgten für unangenehmes Rollen und schlagende Segel.
Dennoch, du kannst dir vorstellen was die Ankunft für mich nach der Vorgeschichte bedeutet.
Carole und Matheo sind derzeit bei Caroles Familie (Schwester und Mutter wohnen hier) und ich kümmere mich in Le Marin ums Schiff. Hier der Bericht von unserer Reise
Die „Abkürzung“ über Schottland genommen zu haben war Gold wert; welch ein tolles Revier. Ich bin kein großer Rumfreund und hab noch Whisky über.
Ich schicke euch karibische Wärme und meine besten Wünsche für Weihnachten,
Gerrit, Le Marin
Lieber Peter,
Du bist ein Zauberer in vielerlei Hinsicht, ein Meister des Wortes und der Collage.
Mir war die erhebliche Zahl der Mails, die wir in den vergangenen Jahren zwischen Hamburg und Steinhude ausgetauscht haben, nicht mehr bewusst. Dennoch hab ich mich mit dem Abschicken einer jeden Nachricht auf deine Antwort gefreut weil ich wusste sie würde:
1. nicht lange auf sich warten lassen.
2. gespickt sein mit einer guten Portion deines unvergleichlichen Humors.
3. zahlreich der Sache dienlich Informationen enthalten.
Peter, ich bin dir unendlich dankbar für die Geduld, die Aufrichtigkeit und das Wissen, mit denen du mich und meine Projekte nun seit so vielen Jahren begleitest und unterstützt.
Mit lieben Grüßen und karibischer Wärme, Gerrit
Moin Gerrit, bist du der Gerrit aus Senden? Dar alte Canisianer? Aus aktuellem Anlass habe gegooglet. Ich hoffe, den richtigen gefunden zu haben! ❤️ liche Grüße aus dem bunten Senden von