Pacific Plus – repair

PACIFIC PLUS – RUDDER REPLACEMENT
Donnerstag, 15.Febr. 2024: Wir sind in der 2. Woche unserer Pazifik-Überquerung, von Panama nach French Polynesien. Die Tage und Nächte vergehen schnell und die Bordroutine hat sich eingespielt. Als 3er-Crew und haben einen zeitlich klar geregelten Wach-/Arbeitsplan, der sowohl Wachen als auch kochen und putzen mit einbezieht. Tagsüber 4-Stunden- Wachen, nachts 3-Stunden-Wachen… und täglicher Wechsel, wer kocht, abwäscht/putzt und auch mal arbeitsfrei hat. So hat jeder auch ausreichend Zeit für Schlaf, Erholung und mehr… Nur einer arbeitet durchgehend, still und leise, 24 Stunden täglich und 7 Tage in der Woche… das ist „Josef“ unser Windpilot. Knapp 30 Jahre alt und noch immer fit und rüstig.
Er ist unser treuer Begleiter und steuert zuverlässig durch dick und dünn…
Wind und Welle sind sehr moderat, tagsüber 10-14 Knoten raumer bis halber Wind, nachts teilweise bis 17 Knoten ansteigend… und eine günstige Strömung von mehr als einem Knoten mit uns. Das ist fantastisch und wir segeln fast durchgehend mit kleiner Genua und 1. Reff im Groß, was ein recht komfortables Segeln ergibt, mit angenehmen Bewegungen im Schiff und mit Etmalen zwischen 150 und 180 Seemeilen.
Abends halten wir mit 2 befreundeten Booten eine Funkrunde über KW 6227, die allerdings teilweise große Störungen hat… dennoch können wir das Wichtigste hören und wissen, dass es jedem gut geht.

Mit dem Fischen klappt es nicht mehr so richtig und ist mit lehrreichen Fehlschlägen verbunden. Drei Bisse die sich wieder vom Haken befreien konnten (falscher Haken), ein Biss, der das Vorfach glatt durchgebissen hat (kein Stahlvorfach)… und ein großer Gelbflossentuna, der schon auf der Badeplattform lag und uns dann leider wieder ins Wasser entglitten ist. Aber immerhin auch zwei kleine Tunas, die jeweils für ein leckeres Dinner für uns drei reichten. Inzwischen haben wir dazugelernt, das Equipment optimiert… größere und bessere Haken, Stahlvorfächer und einen selbstgebauten Köder aus einer leeren Zahnpastatube (er bekam den Namen „Frederic“).

Montag, 19. Februar, 08:30BERGFEST… …wir haben die Hälfte der Strecke geschafft… 1.900 SM liegen hinter uns und die gleiche Strecke bis nach Hiva Oa liegt noch vor uns. Zur Feier des Tages gibt es einen leckeren Karottenkuchen mit Wahlnüssen und Buttercreme, quasi eine richtige Halbzeit-Torte. Sehr lecker und gehaltvoll…
Zur Krönung unserer Torten-Runde kommen auf einmal dutzende Delfine auf uns zu… eine große Gruppe scheinbar pupertärer Tiere, die so ausgelassen sind, wie ich sie noch nie gesehen habe… sie springen reihenweise immer wieder hoch aus dem Wasser… ganz fantastisch und einmalig schön.
Zum Abendessen gibt es ein leckeres Kürbis-Gemüse-Curry und wir fahren entspannt in den Sonnenuntergang. Ein gelungener Halbzeit-Tag scheint ruhig zu Ende zu gehen… doch die nächsten Stunden werden unerwartet aufregend… !!!
Gerade als wir die Angeln einholen wollen, beißt ein großer Fisch an… ein richtig großer!!!… er zieht sehr hart an der Leine… und springt kurz drauf auch noch hoch aus dem Wasser… ein großer Blue Marlin…. wow… der absolute Angler-Traumfisch!!! … aber auch ein kräftiger und ausdauernder Kämpfer. Wir stellen uns auf einen harten und langen Kampf ein… diesmal darf nichts mehr schief gehen! Nach einer halben Stunde kommt er langsam ran… zieht immer wieder stark an… und dann plötzlich mit riesen Kraft weit nach Backbord und von dort wieder weit achteraus… das Wasser spritzt auf… doch was ist das… ??? …eine riesige Haifischflosse taucht dort auf… waaas??? …haben wir etwa doch einen Hai an der Angel…. neiiin… doch dann lässt die Kraft an der Leine schlagartig deutlich nach und wir holen so schnell wie möglich die Leine ein…. Es hängt noch ein Fisch dran… doch wie es scheint, hat der Hai ihm einen Teil abgebissen. Er kommt näher und wir sehen ihn… ein kampfloser Blue Marlin… aber der Hai ist auch noch da und will uns auch den Rest unserer Beute entreißen. Jetzt heißt es schnell sein…! Wir spulen mit Tempo die Leine ein und ich stehe angeleint auf der Badeplattform, um die Beute schnell an Bord zu holen… er ist fast da und ich sehe schräg dahinter den Schatten des Hai’s nahen… es wird knapp… ein schneller Griff in die Leine und ein kräftiger Ruck hoch zur Badeplattform… yeahh wir haben ihn und der Hai zieht knapp geschlagen ab… puhh war das aufregend… was für ein Kampf und spannendes Erlebnis. Die großen Augen des Blue Marlins und seine Haut leuchten noch metallblau, doch er ist bereits tot und die Farbe wechselt langsam ins schwarze.
Der Hai hat ihm tatsächlich sein Hinterteil abgebissen… unglaublich!!! Wir messen noch einen knappen Meter Länge und schätzen seine ursprüngliche Größe auf mehr als 1,5 Meter. Ein riesen Fisch, allerbester Qualität und damit haben wir immerhin den Großteil für uns erbeutet und sicher für mehrere Tage genug Fisch zum Essen. Erstaunlich auch… der Erfolgsköder war „Frederic „… Das Filetieren und aufräumen dauert noch bis weit in die Dunkelheit und danach wollen wir eigentlich in eine ruhige Nacht segeln… ABER… es soll nicht sein!!! „Josef“ unser Windpilot steuert nicht mehr richtig… hmm… Mehrfach stelle ich ihn neu ein, trimme die Segel und versuche alle Tricks… doch es klappt nicht mehr. Irgendwas stimmt da nicht… macht etwa die Ruder-Bremse wieder Probleme??? …nein, die ist ok… hängt vielleicht was im Ruderblatt??? …. ich gehe erneut auf die Badeplattform und checke „Josef“ erneut durch… alles scheint ok zu sein… doch dann sehe ich das Dilemma… ohjeeeehhh…. nein das darf doch nicht wahr sein… das Ruderblatt von Josef fehlt…!!! …es ist weg… einfach weg… rausgerutscht und in der ewigen Tiefe verschwunden… ein Vibrationsbruch der Ruderwelle, wie sich später herausstellt…
Ein schwerer Verlust, weil damit die so wichtige Windsteueranlage ausfällt. Verdammt, wie konnte das passieren? …und vor allem, warum hatte ich da keine Leine als Sicherung dran… grrhhh, das ist echt mehr als doof… also muss es jetzt leider ohne Josef weitergehen…
Unser Raymarine-Autopilot übernimmt… und ich gehe ziemlich frustriert in die Koje… keine Ahnung wie wir das wieder reparieren können… ein solches Ersatzteil hat niemand an Bord und es dürfte in ganz French Polynesien auch nirgends zu bekommen sein… Doch es ist wie es ist und es geht weiter unserem Ziel entgegen… und hoffentlich gibt es keine weiteren Schäden…
Am nächsten Tag nehme ich per email Kontakt mit Peter Förthmann auf, sozusagen mit dem Vater von Josef und bitte ihn um Hilfe. Die Zusage auf Hilfe kommt schnell und prompt innerhalb eines Tages…. Allerdings muss Peter erst noch mal darüber nachdenken, wie er Josef unseren Windpilot-Oldi auf die inzwischen vorhandene Weiterentwicklung anpassen kann und welche Ersatzteile ich brauche. Erstmal müssen wir allerdings in French Polinesien ankommen… dann alles genau ausmessen, besprechen und dann Lieferumfang und Lieferort abstimmen…
Freitag, 08.März 2024: Der Anker fällt in das klare Wasser der Hanavave Baie von Fatu Hiva auf den Marquesas Inseln. Eine der schönsten Buchten von Französisch Polynesien und der Zauber der Ankunftsmagie überwältigt uns, so dass wir zur Stärkung erstmal ein paar leckere Ankerbiere brauchen, auf die wir uns schon lange freuen und die wir jetzt sicher verdient haben.

Ein paar Tage später konnte ich mit Peter klären was wir alles brauchen, um Josef wieder fit zu bekommen und das es wohl am besten ist die Lieferung nach Tahiti/Papeete zu senden…. Allerdings erst wenn ich tatsächlich dort bin. Also muss sich Josef noch etwas gedulden und wir schaffen die jetzt kurzen Strecken auch gut ohne ihn.

Tahiti/Papeete, Montag 08. Juli 2024 Ich bin voller Vorfreude bereits um 08:00 am Flughafen, um das neue Ruderblatt für Josef abzuholen. Yeahh… es war zwar schwierig und teuer es aus dem Zoll rauszubekommen… doch es hat geklappt. Peter Förthmann hat geliefert, inkl. Adapter und Anleitung für den Umbau, damit auch die neu modifizierte Ruderwelle passt.
Der Um-/Einbau funktioniert sehr gut und ist an einem Tag erledigt. Yeahhh… damit ist „Josef“, wieder einsatzklar… und das neue Ruderblatt hat jetzt auch ein rotes Sicherungsband, das ich bestimmt nie wieder vergessen werde.

Danke lieber Peter, dass du mir und Josef so toll und zuverlässig geholfen hast…. das war Service erster Klasse und jetzt hat LadyBlue wieder einen erstklassigen Steuermann für die weitere Reise nach Westen…

Horst Ramisch on board Lady Blue

Screenshot

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