HEIN GARERES -GESCHICHTE EINER LEGENDE
Von Natur aus mit einem stabilen Magen ausgestattet, habe ich den Würfelhusten – Neudeutsch das Kotzen – auf der SOTTJE beim Segeln kennengelernt, als wir unter Deck am kardanisch aufgehängtem Tisch unsere Suppe abwechselnd unter dem Kinn oder parallel mit unseren Knien zu löffeln hatten. Für mich bis dato eine neue Erfahrung, weil die Back – Neudeutsch Tische – in meinem Leben bislang am Schiff festgeschraubt gewesen ist, weshalb mein Magen hier brutal gegen meinen Stolz rebellierte – ich habe es jedenfalls nur noch haarscharf bis zum Lee Zaun geschafft.
Die SOTTJE hatte im Hamburger Yachthafen Wedel ihren Liegeplatz am Pfahl, weil sie auf Grund ihrer erhabenen Grösse ansonsten, an der Tonne in der Tide liegend, den Nussschalen auf beiden Seiten die Rippen gebrochen hätte.
Auch die WINDSPIEL, namensgebend für die legendären WINDSPIEL IV Doppelender aus der Feder von HEIN GARBERS, hatte in Wedel ihren Liegeplatz. Beides Schiffe im Fokus einer bewundernden Segler Gemeinde, die bis heute stetig grösser geworden ist.
HEIN GARBERS
Der Name der Hamburger Segler und Schiffbauer Legende hat auch in meinem Leben multiple Spuren hinterlassen, weil der blosse Anblick dieser segelnden Monumente genügte, um mich in Ehrfurcht auf die Knie zu zwingen, ob der visuellen Seetüchtigkeit und Unzerstörbarkeit dieser Schiffe, die auf so seltsame Weise die Sinne von Menschen gefangen nehmen, wenn sie denn die Werte von Segeljachten gleichermassen ähnlich definierten, immerhin in gerader Linie mit Schiffen wie der
JOSHUA von BERNARD MOITESSIER,
SUHAILI von ROBIN KNOX-JOHNSTON oder jenen legendären
COLIN ARCHER, mit denen die Nordmänner notleidenden Fischern dereinst das Leben unter Segeln gerettet haben
SEGELNDE LEGENDEN
die allesamt ähnlich solide für das Segeln unter allen Herausforderungen ausgestattet sind: Never ending langem Kiel mit daran solide verankertem Ruder, tiefem Vorfuss für angenehm weiches Schlaf und See Verhalten und einem Heck, das so unvergleichlich keck auflaufenden Seen von achtern den geringsten Widerstand entgegen reckt, und notfalls den schlanken Achtersteven durch die brechende Welle gesteckt. Schiffe, die für mich bis heute State of the Art, mein Segler Leben prägen sollten. Schiffs Legenden, die für alle Zeiten ein würdiges Statement für Schiffsbaukunst darstellen werden… so ganz gegensätzlich anders, als die massenhaft preiswert hergestellten Knick Spant Yachten aus der Feder eines KURT REINKE, die international ein so ganz differentes Bild Deutscher Schiffsbaukunst reflektieren.
Was HEIN GARBERS in seinem nur 54 Jahre langem Leben so bescheiden wie visionär und unprätentiös auf die Beine gestellt hat, ist bis heute eine Sensation: er hat Schiffe realisiert und mit blossen Händen gebaut, die für alle Zeiten ihren Legenden Platz behalten werden. Unvergessen, dass dieser unerschrockene Segler im Zweiten Weltkrieg sechsmal unter Segeln Abenteuerliches vollbrachte, indem er Agenten in militärischem Auftrag von Europa mach Südamerika segelte. Das Buch DIE GEISTERSCHIFFE HITLERS zeugt von seiner unglaublichen Seemannschaft, die er gleichwohl unpolitisch erbrachte, weil ihn insbesondere die seglerische Herausforderung reizte. Mit einer WINDSPIEL III hat Garbers im Jahre 1958 den Nordatlantik Einhand überquert.
Die 7 Rümpfe der WINDSPIEL IV Klasse wurden in Siemens Martin Stahl von Hand gedengelt, vernietet und hernach die Spanten eingepasst, was spätere Eigner graue Haare kosten sollte, weil diese Bauweise Rost anfällig, Schweiss und Blut Tribut von ihren Eignern fordern sollte. Allerdings galten Schiffe damals generell nicht als Pflege leicht, was sich erst mit der „Erfindung“ von GFK Schiffen ändern sollte. Segeln und Arbeiten, so lautete damals die Devise.
Ich erinnere mich an jene Geschichte, als Knut Eiko Petersen, langjähriger WINDIGO ( ex KASPAR OHM ) Eigner, und Vereinskamerad im JKN, dereinst mit der Flex im Kockpit Bereich ein Loch zu machen suchte, sich der Stahl als zu zäh erwies, und nur die Flex zum Glühen brachte. Knut hatte die Herausforderung seines Schiffes begriffen. Als er die WINDIGO im Jahre 1972 unter seine Fittiche genommen hatte, konnte ich jahrelang hautnah erleben, was es bedeutete, sich den Wünschen eines Schiffes unterzuordnen, seinen Lebens Jahres Fahrplan Sommers und Winters darauf einzurichten … und zuzugestehen, dass die Winter generell zu kurz gewesen sind, abgesehen davon, dass eine ganze Familie die winterlichen Wochenend Ausflüge des Häuptlings in die kalte Winterlager Halle zu akzeptieren hatte. In der Familie Petersen sind dennoch alle Familienmitglieder dem Segeln treu geblieben, allerdings wurde die WINDIGO später durch eine Aluminium WINDIGO ersetzt, was den Erhaltungsaufwand kolossal verkürzte.
Garbers Schiffe waren stets eine Herausforderung für ganze Männer, weil sie handwerkliches Geschick, alternativ solide Ressourcen erforderten, wollte man nicht den Kampf gegen den Zahn der Zeit verlieren. Rümpfe aus genietetem Sonderstahl bergen lebenslange Geheimnisse, die heute nur mit Durchhaltewillen und finanzieller Wärmedecke zu bestehen sind, wollte man seine Reliquien nicht dem Rost zum Frasse überlassen. Mancher Eigner Wechsel mag belegen, dass hier und dort die Leidens – und Leistungsbereitschaft wohl überschätzt wurde und am Ende dann die schwimmenden Legenden an neue Protagonisten mit noch unverbrauchtem Optimismus, weiter gegeben wurden.
PROJEKT RAPUNGA
Eines dieser Projekte wird seit kurzem bei EBAY angeboten: ein grundsaniertes Kasko für einen Enthusiasten mit Visionen.
Die RAPUNGA wurde im Jahre 2008 vom heutigen Eigner MICHAEL HAGNER voller Optimismus von Kiel ins Saarland transportiert, um dort mit aller Kraft und Energie eine Entkernung bester Qualität und anschliessender Grundsanierung des Rumpfes durchzuführen, für einen Fachmann mit Wissen und Ressourcen fernab der Küste, allerbeste Voraussetzungen, diesem Schiff wieder neues Leben einzuhauchen. Allerdings haben sich im Verlauf von nunmehr 9 Jahren die persönlichen Umstände verändert, was den Eigner veranlasst, sich von seinem engagierten Projekt zu trennen.
EIGNER GESUCHT
Hier wird ein Eigner gesucht, der in die Fussstapfen von Michael Hagner tritt und den heute kerngesunden Kasko wieder mit den sämtlich vorhandenen Komponenten bestückt, um diesem Schiff dereinst wieder zum Schwimmen zu verhelfen. Ein Projekt, das sich lohnen wird, weil es als segelndes Denkmal fortan unsterblich werden wird. Zu den besonderen Umstände dieses Projektes passt es, wenn hier nicht mit einem Preisschild gewunken wird, weil dies am besten zwischen zwei Menschen einvernehmlich zu regeln ist, weil hier Herzblut fliesst, insbesondere auf Verkäuferseite. Die Kontaktdaten von MICHAEL HAGNER info@7achtel.de +49 175 16 59 649
WINDSPIEL BAZILLUS
Der Bazillus hatte mich damals voll erwischt, kein Wunder, hatte ich doch immer wieder die Chance bekommen, hier und dort mit zu segeln.
KAPITÄN FEDDERSEN NIEBÜLL
Als Kapitän Feddersen aus Niebüll seine JANNE inserierte, raste ich auf glühenden Reifen meiner Döschwo Ente nach Flensburg, um dort an die Grenzen meines Egos zu gelangen: diese Windspiel war mit einem überschweren MAK Diesel mit offenen Kipphebeln ausgestattet, weshalb das Schiff merkwürdig tief im Gatt hing … und meinen Respekt erhielt: ohne eine handfeste Crew traute ich mir das Handling dieses Schiffes nicht zu … was mein Glück werden sollte, denn ich war fortan im Papp Kartei Kasten von Kapt. Feddersen als glühender Interessent für ein solides Fährtenschiff vermerkt.
Dieser Glücksfall sollte mir wenig später die LILOFEE einbringen und damit mein Glück zum Erwerb der Firma WINDPILOT in die Wege leiten, weil ich beide miteinander vertauschte. So gesehen, ein perfektes Ende eines Plans, man muss die Dinge im eigenen Kopf nur richtig interpretieren.
Die Garbers Yachten hatten mich lebenslang im Griff: immer wieder, wenn eine Windspiel zu verkaufen war, juckte es mich kolossal, auch wenn das Schiff dann neue Eigner bekommen sollte, die mir hier und dort zu Freunden oder Bekannten wurden. Ich habe hautnah die Begeisterung von Werner-Alfons Nöfer in Oberndorf mit erlebt, der sein Herz und seine Hose samt Geldbörse willig an die WINDIGO verloren hatte, habe die familiären Regenwolken mit angesehen, als die WINDSPIEL unter ihren Eignern Illa und Wolfgang Schütte querab Cuxhaven eine stabile Fahrwasser Tonne im Vorschiff zart getroffen hatte, die dann Sekunden später – mit Wumms – querab im Kockpit zu Besuch gekommen ist … und die Schanz ruinierte, gleichwohl das Schiff ansonsten unbeschadet weiter segeln liess. Das Schiff stand wenig später erneut zum Verkauf, zumal das Manövrieren nix für Anfenger ist, weil die Masse von Schiff bei Hafenmanöver schon sorgfältige Planung erforderlich macht, wollte man nicht nach dem Motto verfahren: kernig gerammt ist besser als lahm angelegt.
Es konnte nicht ausbleiben, dass die besondere Form des Canoe Sterns meine Windpilot Konstruktion beeinflussen sollte, denn ich hatte im Sinn, dass die Montage an diesen Schiffen unproblematisch werden sollte. Immerhin sind heute einige dieser Schiffe mit meinen System ausgestattet.
Erst vor wenigen Tagen kam Detlef Eden, der heutige Eigner der WINDSPIEL zu uns in die Werkstatt, um seine vorhandene Windpilot Anlage auf sein neues Schiff anzupassen. Sein Plan: eine Atlantik Runde.
DIE ANDEREN KLASSENSCHIFFE
Die SOTTJE vom langjährigen Eigner Dröge hat zwischenzeitlich in Herrn PRÜSSE einen glühenden Enthusiasten gefunden, sie wird derzeit in Rendsburg einem gründlichen Refit unterzogen.
Die ETMAL von Herrn Deharde scheint nach Venezuela gegangen und segelt heute unter Schweizer Eigner
Die KASPAR OHM, später WINDIGO wechselte häufiger Namen und Eigner, wurde als HELA an der Schlei gesichtet.
Die NIS RAANDERS von Herrn Dädler segelt vermutlich unter US Flagge
Der Verbleib der JANNE ist mir unbekannt
Die WANADIS II, eine etwas grössere Version segelt vermutlich an der Weser
Die EILAND ist ein ähnlicher Riss, der von ERICH KÖPPEN in Bremen gezeichnet wurde. Das Schiff befindet sich seit vielen Jahren auf Grosser Reise mit seinen Eignern Imke Backenköhler und Ulrich Politt.
SV RASMUS
Dieses Schiff ist meines Wissens die einzige nach Original Plänen bei der FELTZ WERFT in Finkenwerder je gebaute REPLICA für den Hamburger Eigner Herrn Krefis. Das Schiff wurde im Gegensatz zu seinen Urahnen, die sämtlich vernietet waren, vollverschweisst und somit Verrottungs sicher gebaut, was sich bis heute als segensreich erwiesen hat.