AUSRÜSTUNG EINER OVNI – EINE UNGEWÖHNLICHE GESCHICHTE
Die Ausrüstung einer Ovni gehört zu meinem Leben, wie die Sonne und der Mond, manchmal eine Geschichte von wenigen Minuten, wenn ein williger Eigner, egal ob aus der EU, Japan oder den USA, nur die aktuellen Eckdaten von Preis und Lieferzeit abfragt und die Sache sodann gelenkig und geübt über die Bühne geht. Same procedure as every time! Ca 440 Mal hat´s bereits geklappt, an sämtliche Ovni´s wurden Pacific Systeme montiert. Regt mich schan gar nicht mehr auf!
Bei der Familie Burgdorf allerdings begann die Sache anders: man wollte unbedingt eine PACIFIC PLUS erwerben. Foerthmann lag quer! Klar hätte ich ein prima Geschäft machen könnten, aber meine Nackenhaare sträuben sich bei solchen Schiffen, bei denen die PACIFIC das klar bessere – und einzig verwendbare! – System ist, denn, nicht wahr, welchen Sinn machte es wohl, an einem Integralschwertschiff ein Doppelruderssysstem mit 110 cm Tiefgang zu montieren? Eben!
Eine gemütliche Kaffee Runde später haben wir uns über das Blauwassersegeln im Generellen unterhalten, sodann die Details geklärt und Einvernehmen gefunden, vor allem auf menschlicher Ebene, was mir immer wichtig ist, zumindest wenn das möglich ist. Ist meistens der Fall!
Zu den Besonderheiten dieser Geschichte gehört, dass diese Familie den Neubau ihres Schiffes direkt mit der Werft in Les Sables d´Olonnes abgewickelt hat und damit viele Euronen hat sparen können, die sicherlich zu zahlen gewesen wären, wenn man über einen deutschen Vertreter hätte kaufen wollen. Aber genau das wollte man nicht, obgleich man in einem Blauwasserverein in Cuxhaven eingetreten war, der genau das nahelegte. Weshalb man zwischenzeitlich wieder ausgetreten ist. Den Namen des Vereins habe ich leider vergessen!
Eine aufregende Zeit für eine Familie, die einen beträchtlichen Betrag im Ausland investiert und stetig versucht war, sich mit Beruhigungsmitteln ruhig zu halten, zumindest bis der fertige Schwan im heimischen Revier sicher angebunden ist. Dabei war jeder €Cent mit Bankbürgschaft abgesichert. Aufregung pur, als der zunächst vereinbarte Deal, das Messeschiff zur BOOT 2023 anschliessend in Travemünde geliefert zu erhalten, dann plötzlich geändert wurde, weil Alubat die BOOT kurzfristig abgesagt und sodann als Lieferort Les Sables bestimmte.
Unsere Mailwechsel spiegeln eine Geschichte, die am 20.02.2023 ein harmonisches Ende fand: die Übergabe der SV ASTRIA in LSO.
Der Fortgang der Geschichte wird hier vom Eigner selbst erzählt:
Moin Herr Foerthmann,
es gibt mal wieder ein Update zum Bootskauf. Am 20.02.2023 wurde unser Boot in Les Sables d’Olonne geslipt und uns am 22.02.2023 bemastet und gereinigt übergeben. EIn Traum ist wahr geworden. Es gab noch hier und da eine Schraube nachzuziehen. Die Werftlinge waren aber immer schnell zur Stelle. Das waren zwei wirklich aufregende Wochen.Allerdings haben wir unsere Pläne mal wieder geändert. Wir haben uns sehr intensiv mit dem Seengebiet Biskaya auseinandergesetzt. Wetterdaten geprüft, Revierführer gewälzt. Am Ende war uns klar, dass das kein gemütlicher Trip werden könnte. Es hat schon sehr gemütliche Überfahrten gegeben. Aber leider auch ganz andere. Während wir uns nun also mit den Gefahren der Überführung beschäftigten trat ein sehr netter Engländer an unser Boot heran und fragte, ob er sich kurz unseren Tender ausleihen könnte. Das Fach für die Rettungsinsel seines Katamarans war verschlossen und vom Wasser aus besser zu erreichen. Man muss dazusagen, dass in Les Sables an unserem Steg im Schnitt etwa 10 – 15 Katamarane von Beneteau unter den Namen Lagoon und Excess zur Auslieferung vorbereitet wurden und im Tagestakt wieder verschwanden. Besagter Engländer war nun, wie sich im Gespräch herausstellte, ein Skipper der Firma Professional Yacht Deliveries, der einen Kat nach IJmuiden überführen sollte. Zu seiner Crew gehörte ein Niederländischer 1st Mate und eine Schweizer Deckshand.
Wie wir nun so auf unserem Boot so vor uns hin froren, beobachten wir das Treiben der drei eine ganze Weile. (Was vom Deckssalon aus übrigens ein Genuss ist.
Um es vorweg zu nehmen, das war schon sehr beeindruckend. Zuerst haben sie das ganze Boot verchristot. Also alles mögliche mit Folien und Kartons umwickelt und abgedeckt. Matratzen, Sitzbezüge und Fußböden. In dieser Zeit hat der Skipper das Boot technisch unter die Lupe genommen. Alles ein- und ausgeschaltet was einen Schalter hatte, sich ins Rigg aufheißen lassen und den Mast und die Saline geckecked. Kurz um alles geprüft, was sein Leben und das seiner Crew sichert. Was aber auch Schäden vom fremden Boot fern hält. Om Gespräch stellte sich heraus, dass die niedrigste Qualifikation an Bord der RYA Yachtmaster Coastal für die Deckshand ist und der Skipper bei dieser Firma mindestens den RYA Yachtmaster Ocean oder eine Berufslizenz besitzen muss. Kurzum, diese Leute kennen sich mit dem Geschäft und dem Seegebiet aus.Ich habe an dem Abend direkt mal die Firma angeschrieben und um einen Preis und die Bedingungen für eine die Überführung unserer Yacht ebenfalls nach IJmuiden gebeten. Die Antwort kam am nächsten Tag und wir waren verblüfft. Nach den Geschichten über Straßentransporte mit einem Preis von 25.000 bis 30.000 EUR waren wir schon auf eine ordentliche Summe eingestellt. Das Angebot belief sich aber auf 2.000 Britische Pfund Festkosten sowie geschätzten 2.000 Britischen Pfund an variablen Kosten. Darüber mussten wir dann erstmal schlafen und tags drauf sprechen.
Wir haben etwa 2.500 Seemeilen im Heft stehen mit einer maximalen Entfernung von Land von etwa 40 sm. Der Schlag von Les Sables nach Brest ist quer rüber und wäre eine Prämiere und seemännisch für uns eher leichtsinnig. Also an der Küste entlang. Gezeiten können wir, das ist unser Heimatzustand. Gezeiten von bis zu 12 Metern wären aber auch für uns neu und bedeuten eine ordentliche Rechnerei. Also könnte man ja eine Skipper mieten, der mit uns fährt. In die Idee stören aber meine Gene hinein. Einem Profiskipper müsste ich vernünftigerweise die volle Befehlsgewalt übergeben. Anders machen die das auch sicherlich nicht. Das bedeutet aber, dass wir auf unserem Boot, für das wir uns finanziell richtig krumm gemacht haben, als Zuschauer JEDE Entscheidung hinzunehmen hätten, solange sie natürlich der Sicherheit dienen. Nennen Sie es kleingeistig, aber das kann ich nicht.
Also das Boot in Les Sables übergeben und in IJmuiden gereinigt und entpackt wieder übernehmen. Nach Rücksprache mit unserem Versicherer, der diese Firma kennt und häufig mit ihr zu tun hat, haben wir uns zu dieser Lösung entschieden. Das Boot ist vollumfänglich durch unsere Versicherung versichert und die Firma haftet für eventuelle Schäden. Das sei geübte Praxis.
Um nicht noch mehr Ihrer Zeit zu rauben kurz das Fazit. Wir werden Mitte Mai das Boot in IJmuiden übernehmen und uns dann zwei Monate in der Nordsee herumtreiben. Ab Mitte Juli sind wir wieder in Hooksiel und würden dann mit der Montage der Windpilot beginnen. Wenn wir Sie dann mit eventuell auftretenden Fragen belästigen dürften wäre das toll.
Jetzt erstmal viele liebe Grüße an Ihre Frau und einen schönen Restsonntag,
Torsten Burgdorf
Das sonnige Ergebnis dieser Geschichte erreicht mich heute am 07.05.2023:
Moin Herr Foerthmann,
letzten Donnerstag ist ASTRIA in Hooksiel angekommen und wir haben von der Überführungs Crew sehr wertvolle Informationen zum Boot erhalten. Ich hoffe, dass mein Rückzug von der Biskayareise und die Vergabe des Auftrags an eine professionelle Crew Sie nicht enttäuscht und mich nicht als Memme geoutet haben. Ab Mitte Mai haben wir nun zwei Monate Urlaub und werden zu Beginn die Windpilot montieren und dem Boot einen angemessenen Alu-Schmuck gönnen. Anbei noch zwei Bilder des Bootes im Heimatrevier.Fast zwei Jahre mit Höhen und Tiefen und am Ende liegt dieses tolle Boot in unserer Box. Wir haben unglaublich nette Leute, wie Sie zum Beispiel, kennengelernt und unglaublich viel über Boote und das Leben gelernt.
Vielleicht ergibt sich einmal die Gelegenheit, dass Sie uns auf dem Boot besuchen. Zum Beispiel, wenn wir im Yachthafen in Hamburg an den Landungsbrücken herumlungern
Blieben Sie gesund und mit freundlichen Grüßen
Torsten Burgdorf