SV Betty Blue – Jürgen Reul GER

UM DIE WELT – IN DER ZEIT, DIE NOCH BLEIBT

Es ist auf den Tag genau zwei Jahre her, als ich von Jürgen Reul aus Portimao / Portugal von Bord seiner SV BETTY BLUE angesprochen wurde. Seit einigen Jahren Windpilot Segler, hatte er kurz zuvor auch sein neues Schiff, eine ALLURES 45, mit einer Pacific Anlage ausrüsten lassen und bzgl der Leinenübertragung, ein paar Fragen.

Mit offenen zugewandten Menschen entwickelt Kommunikation schnell eine Eigendynamik, bei der Sachfragen schnell geklärt, und Gespräche manchmal dann eine gänzlich andere Richtung nehmen. So wie mit Jürgen Reul, dessen Expertise als Professor der Neurologie und anerkanntem Sportmediziner im Netz nachzulesen ist, wo meine feminine Regierungszentrale auf der Suche nach einer Dritt – Zehnt Meinung in Sachen Lebens Rückgrad – neudeutsch: Bandscheiben Vorfall – unterwegs gewesen ist.

So war es nur noch ein kleiner Gedanken Hopser, meinem Gegenüber in seinem Fachbereich eine Gegenfrage zu stellen, in deren Folge wir dann vorhandene Diagnose Daten übersendet haben. Wenige Tage danach, zurück in Bonn, wurden wir aus der BETA KLINIK angerufen, Professor Reul am Apparat, der seine Diagnose benannte und Therapie Optionen unterbreitete, darunter auch jene, sich der Problematik ganz persönlich anzunehmen. Zwei Bonn Besuche später, haben wir einen aussergewöhnlichen Menschen kennengelernt, einen in sich ruhenden Willens starken Mann mit profundem Fachwissen und atemloser Karriere, wie es wohl – zumindest in unserem Lande – kaum eine Zweite gibt: vom Polizisten zum Professor der Neurologie, international anerkannter Koryphae, Gründer mehrerer Privat Kliniken mit internationaler Reputation, Extremsportler und eben Segler, was die Kommunikation manchmal so ungemein vereinfacht, jedenfalls, wenn menschliches Verstehen ähnlich und Verständigungs Balken oder Barrieren nirgendwo vorhanden sind.

Jürgen Reul hat seither in unseren Köpfen und Herzen einen Logenplatz inne.

Wenn ich an dieser Stelle darüber berichte, wie das Leben dieses Seglers weitergegangen ist, so geschieht dies in tiefer Ehrfurcht und ungeheurem Respekt gegenüber dem Verhalten dieses Mannes, der selbst angesichts eines schweren Schicksalsschlages nicht davon abgelassen hat, sich einen grossen Traum – den Traum von einer Weltumsegelung – dereinst doch noch zu erfüllen.

Die Diagnose ALS birgt für einen Neurologen besondere Stringenz, deren Folgen die Tage wie im Zeitraffer haben wertvoller werden lassen. Für einen vielfachen Familienvater mit gerade neu geborenem Nachwuchs, mit weitverzweigten Verantwortlichkeiten im ohnehin so übervollen Leben, ist Jürgen Reul mit seiner Lebenszäsur bewundernswert offensiv umgegangen. So hat er im Herbst 2015 im ZDF offen über seine Krankheit und deren Verlauf berichtet, die Kameras haben ihn bei einem Fahrrad Marathon in der Wüste von Angola begleitet, als er sich auf dem Tandem infolge der enormen Strapazen, und zunehmendem Verlust der Kontrolle über Arme und Beine, kaum noch auf dem Sattel hatte halten können. Auch seine anschliessende Atlantik Überquerung mit dem neuen Schiff hat er noch vollendet, danach allerdings wurde das Schiff verkauft, weil der fortschreitende Krankheitsverlauf dies unumgänglich machte.

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Mail aus Sydney, verfasst von einem voll wachen Kopf, aufgeschrieben unter enormen Mühen mit nur einem einzigen noch beweglich zur Verfügung stehendem Finger. Jürgen Reul ist ab der Nasenspitze abwärts gelähmt, vollständig auf den Rollstuhl und die liebevolle Hilfe seiner Frau und Familie angewiesen. Jürgen hat sich mit seiner Frau und den Kindern Lea und Lissy in Genua zu seiner Weltreise auf dem Kreuzfahrer ARTANIA eingeschifft, um die Zeit, die ihm noch bleibt, mit seiner Familie zu verbringen und dabei gemeinsam ein wenig von der Welt zu erhaschen. Er hat zwischenzeitlich einen Verlag ins Leben gerufen, in dem er Autoren unterstützt. Sein Blog BLUEWATERKIDS ist seinen Kindern gewidmet.

Für mich ist die Begegnung mit aussergewöhnlichen Menschen rund um den Globus das Salz in meiner Lebenssuppe, zeitgleich Antriebsfeder, Bindeglied und Hoffnungsschimmer, der mich meinen Job auch nach 40 Jahren mit Neugierde und Freude weiterführen lässt.

Peter Foerthmann

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14 Antworten zu SV Betty Blue – Jürgen Reul GER

  1. margrit kurth sagt:

    hallo,

    prof. reul hat bei mir 2014 als festgestellt.

    ich kann nur noch mit einem finger schreiben.sehr mühsam.

    alles gute

    margrit kurth

  2. margrit kurth sagt:

    Hallo Herr Professor Reul,
    sie haben bei mir 2014 ALS festgestellt. Bei mir ist der Verlauf langsam. Ich probiere zur Zeit eine Tabletten nur aus die Atmung soll sich damit verbessern.
    Wie geht es Ihnen? Ich hoffe, dass die Krankheit bei Ihnen nicht so schnell fortschreitet vielleicht höre ich von Ihnen.

    Meine Telefonnummer lautet 0 2241 87 8450

    mit freundlichen Grüßen

    Margrit Kurth

  3. Karl-Heinz Klimeck sagt:

    Ein für mich aussergewöhnlicher Mensch. War zweimal sein Patient. Einer der wenigen Menschen die stets in meiner Erinnerung bleiben. Ich würde vieles geben um ihm ein langes Leben zu ermöglichen. Im Dank KHK

  4. Bernd Kretschmer sagt:

    Ich lese dies an Bord meines Schiffes, höre zum ersten Mal von Jürgens Schicksal und bin geschockt! Wir haben uns vor drei/vier Jahren kennengelernt. Ich habe oft an ihn gedacht. Diese Bilder zu sehen, ist einfach unfassbar. Wer dieses Aktions-Paket Jürgen Reul erlebt hat, wird verstehen, warum ich hier mit feuchten Augen sitze.

  5. Elfriede Metzler sagt:

    Ich bin zutiefst erschüttert!
    Nachdem ich 2009 ein Jahr lang mit Schmerzen und Gehbehinderungen auf der Suche nach Hilfe durch Empfehlung zu Prof. Dr. Reul gefunden hatte, ist mir durch ihn – diesem wunderbaren, sehr freundlichen, äußerst netten und zugänglichen Arzt, sofort die richtige Diagnose gestellt worden. Ein Arzt mit großem Wissen und Kompetenz, trotzdem ohne Dünkel und Überheblichkeit!!! Wo gibt es denn so etwas heutzutage noch? Im Juni 2009 wurde ich sehr erfolgreich operiert.
    Und heute, nachdem ich wieder einmal Geprobleme habe und auf der Suche nach ihm war, lese ich diese sehr, sehr traurige und für mich unfassbare Sache.
    Diesen wunderbaren Menschen kann und will ich nicht vergessen. Meine allerbesten Wünsche und gute Gedanken begleiten ihn.

  6. Heidrun Feld sagt:

    Mir fehlen die Worte !
    Nachdem ich erst gestern von einer ehemaligen Kollegin von Jürgens Krankheit erfuhr,bin ich total erschüttert.Ich habe bis vor 4 Jahren als Aushilfskraft in der Beta – Klinik Bonn gearbeitet und kann nur sagen , daß man sich keinen besseren Kliniksleiter hätte wünschen können. Sein ungewöhnlicher Lebensweg,vom Polizisten zum Professor der Neurologie ,seine Leidenschaft zum Extremsport,seine ungeheure Menschlichkeit und Emphatie haben mich immer schon sehr fasziniert.Gepaarte fachliche und menschliche Kompetenz im allerhöchsten Maße.Er hatte stets ein offenes Ohr,wußte immer einen Rat,war von sonnigem Gemüt.Ein Mensch wie man ihn wohl noch kaum noch finden wird. Sein unerschütterlicher Lebensmut, seine Energie,welche er derzeit an den Tag legt ,zeigt uns allen ganz genau um welches Potential es sich bei diesem wunderbaren Menschen handelt.Ich wünsche ihm und seiner Familie weiterhin ganz viel Kraft diese Schiksal zu meistern und wenn ich irgendetwas für euch tun kann, so lasst es mich bitte wissen.

  7. Marga Rudowski sagt:

    Lieber Prof. Reul. Ich bin unglaublich Traurig das Sie so Krank sind .Mir haben Sie von 2003_bis 2007 fünf mal das Leben gerettet, das war nicht einfach. Sie haben mir 5 Aneurysma in meinem Kopf ,da von eins in der Hauptschlagader operiet. Obwohl ich kein Privatpatient war ,habe ich auf Ihrer Privat Station gelegen .Sie haben jeden Menschen gleich behandelt. Sie sind ein Teil in meinem Leben, Ich werde Sie nie vergessen. 2008 habe ich einen Lungen Tumor gehabt ,durch dieSchnelligkeit unserer Ärzte ,habe ich den Kamp gewonnen. Ich hoffe, Sie haben auch so ein Glück . Ich Denke immer an Sie,ihre Marga Margarethe Chlassen, Rudowski.

  8. Bettina Keuntje sagt:

    Verehrter Herr Prof.Dr.Reul
    Wie allen Menschen,die Ihnen schreiben, waren mein Mann und ich erschrocken, als wir von Ihrer Erkrankung hörten.Wir hatten Tränen in den Augen, aber auch Dankbarkeit, einen so wunderbaren Menschen kennengelernt zu haben. Ich kam vor 6 Jahren zum ersten Mal in ihre Klinik und außer starken Schmerzen hatte ich furchtbare Angst. Sie legten den Arm um meine Schulter und sagten, sie wären Humanmediziner und würden mir helfen. Ja, dass haben Sie getan und vor allem nahmen Sie mir mit dieser kleinen, liebevollen Geste, einen großen Teil meiner Angst und gaben mir Vertrauen.Danke.
    Diese Erde kennt keine Gerechtigkeit, aber Menschen wie sie mit Visionen,Ideen,Umsetzungsvermögen,einer immensen Kraft und Menschlichkeit,Ruhe und Kompetenz.Sie sind ein Mensch, von dem man viel lernen kann, ein Vorbild für viele.Sie haben Fußspuren gesetzt, die nie vergehen und einen großen Platz in unseren Herzen.Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und grüßen herzlich aus Holland
    Bettina Keuntje und Dirk Jan van den Berg

  9. MARION BUELLESBACH sagt:

    Hallo Herr Reul
    Ich war in derBeta Klinik zwar nur Ihre Reinigungskraft.Doch sie hatten immer ein offenes Ohr wenn man hilfe brauchte.
    Ich wuensche Ihnen und Lissie sowie Ihrem kleinen Sonnenschein alles gute.
    Ihnen allen eine gute und schoene Zeit.
    lieber Gruss Marion Buellesbach

  10. Beate Berzen sagt:

    Lieber Professor Dr. Reul, ich werde nie vergessen, was Sie für meine Mutter Angela Berzen getan haben. Sie hatte 2malig Hirnbluten und Sie waren der beste Arzt, den man sich wünschen konnte, an Ihrer Seite. Meine Mutter war auch nur gesetzlich versichert und Sie haben sich direkt ins Auto gesetzt, als ich Sie gebeten hatte, sich die CT-Bilder anzusehen im Krankenhaus beim 2. Mal. Ohne Bezahlung, eine Kiste Wein hatte ich Ihnen als Dank gebracht. Es tut mir sehr leid, das es Sie selbst nun so erwischt hat. Jesus wirkt dennoch durch Sie, denn Sie geben anderen Patienten Mut und Hoffnung, wenn Sie davon berichten, das Ihr Leben trotz ALS schöne Momente für Sie bereithält. Danke dafür. Meine liebe Mutter ist letztes Jahr verstorben, mein Vater ist dement und lebt im Pflegeheim. Ich spreche meinen Dank nochmal ganz herzlich an der Stelle meiner Eltern an Sie aus. Der Herr erspart uns nicht das Leiden, aber er hilft uns hindurch. Herzliche Grüße Beate Berzen.

  11. K. H. Klimeck sagt:

    Lieber Herr Prof. Reul
    Seit Jahren weiß ich das Sie erkrankt sind. Zur Zeit bin lch in „Ihrer Klinik“ und es ist schlimm für mich das es Sie so schlimm getroffen hat. Sie sind ein Mensch dem ich ein langes Leben ohne Leid wünsche. Glücklich bin das ich Sie dreimal als einen außergewöhnlich liebenswerten Arzt kennen lernen durfte. Hoffentlich gibt es für diese Krankheit bald ei Mittel. Bleiben Sie bitte lange dieser Welt erhalten
    Ihr KH Klimeck

  12. Christine sommia sagt:

    Wünsche Dir alles gute. Es macht mich Sprachlos. Liebe Grüße Tante Christa aus Stolberg.

  13. Wolfram Jost sagt:

    Lieber Jürgen, wir haben erst jetzt diese Kontaktmöglichkeit gefunden. Wir sind zutiefst betroffen. Wie geht es Dir und Angela und den Kindern?
    Alles Liebe Wolfram und Ulrike

  14. Margrit Monod sagt:

    Lieber Herr Professor Reul

    Ich habe die Medizin-Sendung von Hr. Hirschhausen gesehen, in welcher Sie porträtiert wurden. Dies hat mich tief beeindruckt und getroffen, weil ich mich nach der Sendung mit Ihrem Wirken und Ihnen als Menschen befasst habe und weil ALS eine schreckliche Krankheit ist.

    Sie haben so viel Gutes getan und Grosses geleistet!
    Ich hoffe fest, dass man etwas findet, was Ihnen helfen kann und drücke Ihnen die Daumen.

    Zum Glück haben Sie so eine wunderbare Frau an Ihrer Seite, die für Sie da ist.

    Freundliche Grüsse aus der Schweiz

    Margrit Monod

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