LEBENSLANG BEFREUNDET – VIEL ZU SELTEN BELEBT!
Ist das wirklich schon so lange her? Das sind diese Fragen, deren Antwort wir alle kennen, weil sie stets die gleiche ist! Es ist der Lebensstoff, der uns innehalten lässt, kurz Nachdenken erzeugt … sodann weiterleben lässt. Aber es hat sich eingeprägt!
Spuren mit Walter haben sich kreuz und quer durch mein Leben gezogen. Mal hat er in Arnis beim Manöver dicht hinter meinem Schiff die Kurve gezogen … mal habe ich nach Mallorca ein Ersatzteil eingetütet … und dann wieder hatte ich fest im Plan, bei ihm in Kiel unerwartet aufzuschlagen … Ach ja, all das hat nur wenig mit seiner Heckverzierung zu tun, mit der er bereits lebenslang seine Kreise gezogen hat, es war hingegen eine innere Gemeinsamkeit, die wie ein Roter Faden auch in vielen Schriftwechseln Niederschlag gefunden hat.
Mein letzter Versuch eines Besuches stand vor einigen Monaten im Plan, allerdings lag da die Kieler Baubehörde quer, die alle möglichen Zufahrtswege zu seiner Adresse systematisch zugebaut hatte, derweil wir einige Kreise zu ziehen hatten, um am Ende entnervt zur BAB zu fliehen. Nie wieder Hindenburgufer … geht nämlich heute nur noch für Fahrräder! Für Autofahrer hinderlich, dumm gelaufen Walter!
Erst kürzlich hatte ich ihn gefragt, ob er wohl einem jungen Segler, der in New Zealand eine KONSUL 37 erworben hatte, ggf. ein wenig Unterstützung gewähren könne, einem Schiff, das er wie kaum ein Zweites kennt, weil er seine SV Free, ebenfalls eine KONSUL 37 mit eigenen Händen laminiert und komplett selbst gebaut hat … vor viele Jahrzehnten. Nun hat Walter Kontakt mit Patrick, der gerade in Whangarei eingetroffen ist, um dort seinen Neuerwerb segelfertig zu machen und sodann loszusegeln.
Walter gehört zu den Menschen, die ihrem Schiff for ever treu sind, was auf See den Vorteil hat, dass sie ihren Chef niemals überraschen können, weil der sowieso jede Schraube kennt, zudem die Konsul 37 sicher zu den Panzerkreuzern gehört, weil Walter nicht mit Material gegeizt, weil das damals noich preiswert zu kaufen war … ein paar GFK Lagen extra … warum denn nicht, schliesslich hatte damals Joachim Schult das Wort von der „Atklantikmatte“ erfunden, als er seine Beryll zusammenlaminierte.
Zur Thematik HILFSBEREITSCHAFT unter Seglern hat Walter eine kleine Geschichte aufgeschrieben:
Havarie an der Hafeneinfahrt / . . . und „Schwein gehabt“
Das freundliche Entgegenkommen des Herrn Jan van Gerpen, mir aus der mißlichen Lage mit meinem Segelboot zu helfen – es war wie Weihnachten – bleibt mir unvergessen!
Folgendes hatte sich zugetragen: Gegen Ende meiner Reise „Spanien Rund“ – meist einhand – von Mai bis Oktober, beginnend von Strande bei Kiel durch Englischen Kanal / Biskaya / Gibraltar / entlang der spanischen Mittelmeerhäfen bis Port St. Louis du Rhone, wo der Mast gelegt wurde und die Binnenfahrt begann durch Rhone / Sayone / Rhein-Rhone-Weg usw.,wurde in Emden wieder der Mast aufgestellt, und es ging dann Richtung Borkum. Bei Hochwasser – endlich wieder unter Segeln – ging es los.
Die letzte kurze Strecke wurde unter Maschine gegen ablaufend Wasser Richtung ehemaligen Marinehafen Borkum motort. Vermutlich nachlässig, reagierte ich nicht auf den vor der Einfahrt starken Stromwirbel, der das Boot gegen die Molenkopfspundwand drückte. Es rumste gewaltig: Der Bugbeschlag, ein U-Profil mit 4 Maschinenschrauben M10 durchgebolzt war glatt abgeschert – samt Beschlag für Vorstag – der Bugkorb selbst hochgerissen, deformiert. Alles war demoliert; sogar der Ankerschaft verbogen. Das Ganze blieb zum Glück am Bugpoller hängen, und der gute Mast blieb stehen, wurde ja auch durch die vorderen Unterwanten noch gehalten. Ein Blamage für das Skipperherz.
Das total verbogene, abgebaute U-Profil nahm ich gleich mit zum Hafenbüro, um den Ernst der Lage glaubhaft zu machen. Das war wichtig; ich bekam einen guten Tipp, nämlich, daß eine Werkstatt eines Fuhrunternehmens ganz in der Nähe sei, und daß der Chef mit sich reden lasse. Sogar Liegegeld wurde mir erlassen – donnerwetter!
Mit all den demolierten Teilen – Anker, U-Profil inklusive Bugrolle und Sicherungsbolzen – ging’s in die Werkstatt. Dort durfte ich ohne großes Hin-und-Her an alles heran:
– An der hydraulischen Presse den Ankerschaft „auf Gerade getunt“
– Das U-Profil mußte auseinandergeflext werden und die einzelnen Teile kamen dann auf den Amboß.
– Dann zeigte man mir das Schutzgas-Schweißgerät, um es wieder „ganz zu machen“.
Damit war ich allerdings schlecht bedient, hätte gute Nähte damit wohl nicht hinbekommen. Das erledigte dann mit sicherer Hand einer der freundlichen (war es Vladimir?) Mitarbeiter mal eben schnell, sogar mit passendem Niroschweißdraht!
Was war das für ein Glück, alles vor Ort dort auf Borkum einigermaßen herrichten zu können! Solch tolle Hilfsbereitschaft findet man nicht so oft!
Auf einer weiteren Segeltour bin ich nochmals in Borkum gewesen. Logisch habe ich meine Retter wieder besucht, mein Spendentopf war auch noch da !
SY FREE – Walter Stoffers