SV Blue Sky – Grisel + Tino + Enya Schumann DE

SV BLUE SKY – NICHT IMMER TRUPPENTRANSPORTER

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Drei Jahre ist die Familie Schumann nun unterwegs und hat die vergangenen Monate in MALAYSIA die Welt ein wenig sicherer gemacht. Ungekrönte Chefin an Bord ist GRISEL, feurig temperamentvoll mexikanischer Wirbelwind, die dem Co-Chef und treu ergebenem Mannemann TINO, der ihr unterwegs die Wünsche von den Lippen liest, die Lebensrichtung weist. Gemeinsam versuchen sie Mini Wirbelwind und Tochter ENYA im Schach zu halten, was in der Praxis meistens kläglich scheitern, weil die Lütte den Spiess frech umgedreht.

Hier ein Bericht von Gästen:

WIR WAREN AUF DER BLUE SKY!

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Vom 30. Juli bis zum 14. August 2015 waren wir Gäste bei Grisel, Tino und Enya. Wir das sind Jürgen, Ulrike und Silke.

Nachts kamen wir auf dem Flughafen in Kupang an, mit einem Taxi fuhren wir ins Hotel, Häuser und Hütten fliegen vorbei, die Straße ist unbeleuchtet und hauptsächlich von Mopeds bevölkert und alle hupen, immer dann wenn sie überholen und das machen sie ständig. Das Hotel ist für Europäer gewöhnungsbedürftig, ganz simpel eingerichtet, es ist nicht gemütlich oder mit Liebe zum Detail eingerichtet. Zwei Betten, ein Tisch 2. Stühle, die Lampe die an die Wand geschraubt ist, hat keine Verbindung zum Stromnetz und deswegen auch erst gar keine Glühbirne. Aber wir können schlafen und sind gespannt auf den nächsten Tag.

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Morgens schaue ich aus dem Fenster, das wahrscheinlich seit 5 Jahren nicht mehr geputzt ist, also so ähnlich wie bei mir zuhause. Ich sehe auf eine Wiese mit Palmen auf der 3 Müllhaufen vor sich hin kokeln. Wir versuchen ein Frühstück zu bekommen, das gelingt uns nicht, wir treffen auf viele Mädchen, die sich begeistert um Uli ringen. Trinken unseren ersten Kopi, ein kaffeeähnliches Getränk mit sehr hohem Zuckeranteil. Wir laufen einfach los, laufen auf der Straße, werden angehupt und von allen angelacht. Trotzdem ist mein erster Eindruck verherrend, wenn man Häuser sieht, dann hatten die vor vielleicht 50 Jahren ihre Blütezeit, verwittert, heruntergekommen, der Rest besteht aus zusammen gezimmerten Hütten aus Holz mit viel Blech. Plastikmüll liegt oder fliegt überall rum. Selten ein Weg für Fußgänger, die Straße wird von Mopeds dominiert, die das Hupen nicht lassen können, die manchmal mit 4 Leuten besetzt sind, die Kinder stehen auf dem Trittbrett zwischen Fahrer und Lenker. Wir weichen ab von der Straße und laufen in der Hitze am Meer entlang, die Abwasserläufe begleiten diesen Weg, wir treffen auf ein Hotel, in dem wir Mittag und Frühstück essen können. Und da sitze ich dann und zweifel und mir kommen die Tränen. Das muss Kulturschock sein.

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Wir laufen zurück, laufen über einen Markt, einen echten, wo die Hühner in Bündeln festgebunden an ihren Beinen zum Stand zum Verkauf gefahren werden. Wo sich Gemüse, Gewürze, Reissorten in Töpfen und Körben türmt. Im Hotel wartet die sehr gute Nachricht auf uns, das Tino angerufen hat, so treffen wir die Seglerfamilie auf dem Empfang der Sail Indonesia 2015, wir werden Teil einer ausgelassenen Gesellschaft und sind froh, dass das was man sich in Deutschland ausgedacht hat, einfach so funktioniert. Das wir uns in einem ganz anderen Erdteil treffen.

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Am Freitag den 31. Juli gehen wir aufs Schiff. Wir sind jetzt Matrosen. Ja! Enya zeigt uns alles. Nachmittags fahren wir alle zusammen wieder rüber nach Kupang und erkunden die Straße gemeinsam, wir probieren das Essen was an der Straße verkauft und gekocht wird. Über offenem Feuer kocht das Öl und wir probieren die heißen aus Maismehl bestehenden Bälle, die herausgefischt werden. Wir probieren in Bananenblättern eingewickelte farbenfrohe Dinge. Abends trinken wir viel Bintang. Die indonesische Biermarke. Die erste Nacht auf dem Schiff und wir wissen nicht, ob das Schiff wackelt oder ob unser Gleichgewichtsvermögen aufgrund des Biergenusses versagt.

Am 1. Tag machen wir einen Landausflug, organisiert durch Martin, der uns im Verlauf der Reise auch dann noch hilft, als wir schon längst weiter gesegelt sind. Alles was wir an dem Tag uns anschauen erreichen wir mit einem kleineren Reisebus, Martin macht zwischendurch ein paar Ansagen was wir alles sehen. Auf jeden Fall weiß ich gar nicht mehr, auf was er uns aufmerksam gemacht hat, nur habe ich das Scheppern des Lautsprechers im Ohr. Die Technik hat nicht ganz funktioniert und so ist es irre laut und verzerrt. So das man immer anfangen muss zu lachen, so bald Martin was sagen will und ihn anfleht doch auf Ansagen zu verzichten.

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Als erstes laufen wir über einen unfassbar großen Markt, angelegt wie ein Kaufhaus mit seinen Abteilungen, gibt es die Gemüse, Obst, Fleisch, Gewürze, Bereiche. Nicht nur die Fußgänger durchlaufen den Markt, sie werden auch gleichzeitig von Mopedfahrern durchkreuzt. Logischerweise verliert sich die Gruppe. Erst am Bus treffen wir uns wieder, fahren zusammen zum ethnologischen Museum in dem wir herumgeführt werden. Der Bus geht kaputt, ein anderer wird herbeiorganisiert. Wir fahren essen, das Fleisch wird draußen auf riesigen Grills zubereitet, nebenan werden die Kokosnüsse auf gehauen und der Saft gesammelt. Es geht weiter zu einem Wasserfall, wunderschön gelegen, riesige Bretterwurzelbäume säumen den Weg hinunter. Wir baden! Aber es bleibt toll. Wir fahren zur Monkeystreet. Da flitzen sie über die Straße in Horden. Affen, alles voller Affen. Die sich von uns füttern lassen. Wenn man die Erdnüsse ganz fest hält, kommen sie an und fassen auf die Hand und ziehen solange bis sie sie endlich haben. Gibt man ihnen eine Wasserflasche oder einen Trinkbecher trinken, trinken sie so wie ich das tue. Es ist so schön.

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Nach diesem ganzen wunderbaren Tag fahren wir Blue Skyer mit dem Reisebus in einen Supermarkt. Und das ist krass, der Supermarkt ist genauso wie ich ihn aus Berlin kenne. Wie geht das, völlig absurd. 100m weiter stehen Indonesier mit ihren Suppenküchen an der Straße, mit ihren in Flaschen abgefüllten Benzin im Regal und warten auf Kunden. Von weitem sieht es so aus, als würde ein Schnapsregal auf der Straße stehen.

So könnte ich jetzt jeden Tag beschreiben was wir wann gemacht haben. Aber das wird zu umfangreich, ich versuche es so.

Wir segeln. Wir finden verlassene Strände, wo Kühe am Strand nach Futter suchen, Wir sammeln wunderschöne Muscheln. Wir treffen auf See immer wieder auf Fischer, die uns mit ihren Einbaumbooten oder in ihren Auslegerkanus besuchen. Wir segeln nachts, werden dabei von einer Fähre so dicht angefahren, dass ich kurz vorm Aufschreien bin. Wir erleben einen Morgen an dem eine große Meeresschildkröte aus dem Wasser schaut und schaut. Wir erreichen Kalabahi auf der Insel Alor und sind auf einem Fest auf dem sich die unterschiedlichen „Stämme“ der Inseln in ihren „Trachten“ vorstellen. Das ist so schön, so farbenfroh, so laut und es ist irre, das ich in echt beobachten kann, was ich in Berlin im ethnologischen Museum in Dahlem bewundernd betrachtet habe. Das wir auf dem Festplatz umringt werden von Menschen, die sich am liebsten mit Uli fotografieren lassen. Das wir angelacht, das wir angefasst werden.

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Wir erleben einen Ausflug in einem offenen Kleinlaster, fahren über Land auf ein Dorf werden von einer Familie begrüßt und bewirtet. Wir können uns das Leben anschauen, die Küche auf dem Hof, die Wäschestelle, die Schlafstellen, die Hühner laufen überall herum, sie dienen als Spielzeug für die Kleinsten, später landen Sie auch auf dem Feuer. Wir sehen einen Pond von Dschungelgewächsen umgeben, aus den Bäumen springen die Kinder ins Wasser. Wir spielen mit den Kindern „Herr, Fischer, Herr Fischer, wie tief ist das Wasser“ und „Bäumchen wechsel dich“. Wir spielen es auf Deutsch und es funktioniert, es kommen immer mehr Kinder die mitspielen und wir erleben, dass man sich spielerisch begegnet und man Spaß zusammen hat, obwohl keiner die Sprache des anderen spricht.

Wir pflücken Cashewnüsse vom Baum und wissen erst später, dass das welche sind. Wir haben erlebt wie ein Zweimastsegelschiff auf uns zudriftet, die Besatzung ahnungslos zuschaut, uns das Schiff streift, alles am Ende glimpflich ausgeht, am selben Abend aus dem Nichts eine Riesenbambuskonstruktion neben uns erscheint, auch das geht gut aus. Wir sehen Schulen von Delfinen, Delfine die aus dem Wasser springen, fliegende Fische. Ach und das Schnorcheln, Unterwasserwelten, Schlangen, Korallen eine bunter als die andere, Fische die man nur aus Aquarien wenn überhaupt kennt. Ich trete auf Seeigel und erkenne später, dass sich unter mir ganze Seeigelteppiche auftun. Wir treffen auf Inseln umsäumt von Palmen oder reine Sandinseln. Wir sitzen bei Rotwein und Bier und schauen der Sonne beim Versinken zu. Wir stehen in der Küche und waschen mit Salzwasser ab und spülen mit Frischwasser nach und Kochen und Backen und alles bei Wellengang. Aber Tino sagte doch, dass immer eine Hand am Boot sein muss, manchmal ist sie nur an einem Teller. Ich verstehe, das um die Welt segeln bedeutet, unter schwierigen Bedingungen Wasser, Diesel, Vorräte an Bord zu holen. Das wenn das Boot fährt einer immer einen Blick aufs Wasser, auf die Anzeigen des Motors, der Navigationsgeräte haben muss. Das um die Welt segeln, kein Laissez-faire bedeutet.

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Aber so Wohlfühlen, wie wir das gemacht haben, ging nur weil Grisel, Tino und Enya anderen aufgeschlossen, fröhlich und wohlwollend entgegentreten. Ich habe viel gelernt, das auf Menschen zu gehen, ganz leicht ist, man macht es einfach. Ich hatte eine sehr, sehr gute Zeit auf der Blue Sky, ich hatte 4 Romane dabei und habe sie alle ungelesen wieder mit nach Hause genommen. Ich habe keine Ruhe vermisst oder das ich mich entspannen müsste, ich war froh mitmachen zu dürfen, dabei sein zu können. Es war etwas besonders großartiges für mich. PRIMAKASSI!

Ich bin auch so froh, das Ulrike sie ist 10 Jahre alt mit solcher Begeisterung von ihrer Segeltour berichtet, das es ihr auch so gut gefallen hat.

WIR DANKEN EUCH SEHR!
Silke

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