22.05.2021 – TEIL 2 – FINALE IN FREMANTLE
Im Dezember 2017 wurde in Paris – Salon Nautique – mit Boris Senatorov ( dem Sohn von Vasily ) in Anwesenheit von Igor Zaretskiy die Vereinbarung über das Sachsponsoring einer Windpilot Ausrüstung für die SV Esmeralda geschlossen. Das Schiff befand sich damals auf der Werft 360a3 Yachts SL in Alicante, wo sie für den Start zum Golden Globe Race 2018 vorbereitet / umgebaut / refittet wurde. Das russische Segelmagazin Yacht Russia, bzw. dessen Editor / Publisher Vasily Senatorov hatte das Sponsoring übernommen, dessen Gesamtinvestment mit € 500.000 verlautbart wurde.
Es war logisch und folgerichtig, dass ich mich im Verlauf vieler Monate intensiv um dieses Projekt gekümmert habe, insbesondere weil das auf der Endurance 35 vorhandene mechanische Radsteuersystem – wie auch das Ruder selbst! – wenig zuverlässig erschien und ausgetauscht werden musste.
Wenn ich an dieser Stelle vermerke, dass mit den Russen in Alicante und Russland in toto 120 Mailwechsel stattgefunden haben, mag dies verdeutlichen, dass es keineswegs nur um die Heckverzierung gegangen ist. Beratung ist mir Pflicht und Vergnügen, vor allem, wenn dies auf freundlich aufgeschlossene Ohren trifft. Kurz: als wir uns Monate später in Les Sables d´Olonne getroffen haben, schien es als ein Treffen unter Freunden, Vasily´s Einladung zum Wodka erfolgte am gleichen Abend.
Jedenfalls hatte Igor am Start zur GGR- ebenso wie die 4 anderen Windpilot Segler – eine komplette Reserve Pacific, samt etlicher Ersatzteile an Bord, just in case. Es galt vereinbart, dass beides in meinem Eigentum verbleibt, wenn sie die Reise unbeschadet überstünden.
Hat ohne Schäden wunderbar geklappt, nur die SV Thuriya von Abhilash Tomy hat ihre Fracht mit in die Tiefe genommen. Die Esmeralda erreichte im November 2018 Albany, der Skipper wurde umgehend ins Hospital nach Moskau geflogen, das Projekt Esmeralda wenig später seitens Yacht Russia für beendet erklärt, Igor Zaretskiy´s Facebook account deaktiviert. Was das Ende einer Vereinbarung hätte sein können, erwies sich hingegen als Anfang eines unwürdigen qualvolles Ringens: die Rückgabe des Equipments und Einhaltung eines Versprechens. Der Grund für diese Geschichte, die nach 30 Monaten des Wartens, nun endlich ihr Ende findet.
Windpilot Segler gibt es überall auf der Welt, meine Datenbank verzeichnet tausende Kontakte in Down Under. Als der Zielhafen Albany erkennbar wurde, war ein Kontakt zu einem ausgemachten Kenner meiner Heckverzierungen mit nur einer Mail hergestellt. Im Ergebnis hat Darren Russell, Betreiber der Emu-Point-Shipwrights mir am Tage der Ankunft der Esmeralda sogleich Fotos zukommen lassen. Das Schiff verbrachte 17 Monate „on the hard“ bei Darren, die Nachrichtenlage aus Russland dünn, unzählige Versuche, meine Vertragsgegenüber zur Einhaltung der Vereinbarung zu bewegen, verliefen im Sand, etliche Mails blieben gänzlich unbeantwortet. Nach 13 Monaten habe ich eine Rechnung nach Moskau geschickt, die allerdings nicht beglichen wurde, stattdessen der dünne Hinweis, dass man mir das Equipment zurück zu geben gedenke, wenn die Esmeralda dereinst wieder in Europa angekommen sei (!).
Nach 30 Monaten liegt die Esmeralda immer noch In Down Under, seit 14 Monaten allerdings nun in der Marina von Fremantle, wohin sie im März 2020 überführt worden ist! Dann kam Corona, und Australien hat den Stecker gezogen. Offenbar hatte man dies in Moskau zum Anlass genommen, dass ich auch für diese weitere Verzögerung die Konsequenzen zu tragen hätte. So zumindest, wurde aus Moskau verlautbart.
Das Schicksal wurde zu meinem zaghaften Helfer. Vasily Senatorov hatte einen Presseaufruf in eigener Sache zur Ehrenhaftigkeit verfaßt, den ich aufgefunden habe. Der Titel I HAVE A DREAM hat mich veranlaßt, am 03.04.2021 einen offenen Brief an Vasily zu verfassen – der innerhalb weniger Stunden beantwortet wurde – siehe Teil 1 weiter unten!
Die Google Suche nach Vasily Senatorov hatte meinen Aufruf innerhalb von wenigen Stunden auf Platz 1 Seite 1 transportiert. Zeitgleich habe ich Segler in Down Under kontaktiert. Die Resonanz war nahezu unglaublich, denn ich erhielt Hilfsangebote aus dem ganzen Land.
Am 30.04.2021 habe ich folgende Mail nach Moskau verfasst:
Guten Morgen Vasily,
ich darf meinen Appell vom 3.April 2021 an Sie als Segler wiederholen: Bitte ermöglichen Sie ein würdiges Ende meines GGR Engagement für Yacht Russia.Bitte veranlassen Sie einen Brief / Mail, in dem Sie bestätigen, dass Sie mit der Übergabe / Rückgabe des Windpilot Equipments – siehe Rechnungsaufstellung ….. einverstanden sind.
Bitte richten Sie Ihre Mail an Igor Mironenko, der den Schlüssel für SY Esmeralda in Händen hat,… sowie die nachfolgend genannten Personen im Fremantle Sailing Club … die für die Rückgabe des Equipments autorisiert worden sind. Fotos der Bauteile, die zu übergeben sind, befinden sich in der Anlage.
Gern hätte ich Ihre Bestätigung
Freitag den 07.Mai 2021mit freundlichem Gruss
Peter Foerthmann
Die Autorisierung aus Russland erfolgte Stunden später, die Ausrüstung wurde kürzlich vom Beauftragten des Eigners Igor Mironenko an Bruce Portman ( Foto links mit Baseball Cap ) übergeben.
Womit meine Sponsoring Vereinbarung mit Yacht Russia nun zu Ende ist.
EPILOG
Im Kern der Geschichte steht die aussergewöhnliche Reise meines blinden Freundes Geoffrey Hilton Barber´s aus Durban ZA. Geoffrey hatte im Jahre 1997 als erster Solo Segler den Southern Ocean Richtung Fremantle gemeistert, eine Sensation, die durch die Weltpresse gegangen ist und im Fremantle Sailing Club einen Hype ausgelöst hat.
Geoff´s Ankunft wurde zum Beginn meines Marketings in Känguru County. Bruce Portman hat wenig später eine Pacific Light für seine SV Piphrontis, eine First 210 erworben, und ausgedehnte Reisen unternommen. Nach Familiengründung – Bruce ist heute Vater von 3 Kindern – wurde die First vor eion paar Jahren verkauft … samt Heckverzierung.
Als Bruce dann vor kurzem seinen geliebten Pocket Cruiser zurück erworben hat, war die Heckverzierung nicht mehr vorhanden, sie hatte einen anderen Liebhaber gefunden.
Erst vor wenigen Tagen habe ich von Bruce erfahren, dass er vor 10 Jahren seinem gelähmten Freund Jamie Dunross zur Anschaffung einer Windpilot Pacific geraten und das System hernach montiert hat.
Jamie hatte mit seiner SV Spirit of Rockingham, einer S & S 34 im Jahre 2010 jene aufsehenerregende Singlehand Umrundung von Australien bewältigt, für einen an den Rollstuhl gefesselten Mann mit Lähmung aller 4 Expremitäten eine bewundernswerte Leistung, die ihm einen Ehrenplatz in der „Hall of Fame“ im FSC eingebracht hat.
Und so schließt sich der Kreise meiner kleinen Geschichte mit dem Hinweis, dass sich einige Dinge manchmal von selber fügen, wenn man nur die richtigen Enden zart und vorsichtig verknüpft und keinesfalls immer nur das Dollar Zeichen vor der Nase hat. Die menschlichen Dinge sind wichtiger und schöner, sie ermöglichen Geschichten wie diese, vor allem: sie lassen mich das Erlebte mit russischen Zeitungsmachern gern vergessen.
Bruce hat seit gestern eine ganz besondere Pacific für sein kommendes Familienschiff in der Garage, eine Pacific immerhin, die schlafend im Segelsack bis nach Australien gesegelt ist. Er wird diese Heckverzierung brauchen können, denn seine drei Kinder, Logan 6. Noah 4, Phoebe 3 Monate und seine Frau Sophie … werden auf See alle Händen voll zu tun haben, wenn sie gemeinsam segeln wollen, ohne steten Schweiss auf der Stirn zu haben. Bruce arbeitet im Fremantle Sailing Club … wohnt mit seiner Familie dort gleich um die Ecke.
Es sind diese Geschichten, die mir den Spass an meiner Arbeit garantieren.
22.05.2021
Peter Foerthmann
03.04.2021 TEIL 1
EINE FRAGE DER EHRE – ODER LIEBER NICHT?
Werter Vasily Senatorov, ich erlaube mir, diesen Brief in Deutsch zu verfassen, da mir bekannt ist, dass Sie lange in Deutschland gelebt haben und meine Sprache gut beherrschen. In Fortsetzung der Korrespondenz, die ich seit nunmehr 30 Monaten sowohl mit Ihnen als auch mit Ihrem Sohn Boris führe, wurde weder das Ihnen mit Rechnung vom 10.12.2019 gelieferte Equipment an uns retourniert, noch die Rechnung bezahlt. Die Verpflichtung zur Rücklieferung allerdings wurde in Ihrer Mail vom 26.12.2019 von Ihnen anerkannt, die Ware bis heute nicht bei uns angeliefert.
In Paris und Les Sables war jederzeit deutlich, dass YACHT RUSSIA als Gesamtsponsor für die SY Esmeralda auftritt, was auch in der Korrespondenz mit Michael Snegirev, Alexander Morozov und in Yacht Russia sowie weltweiten Presseberichten nachzulesen ist. Nach meinem Verständnis liegt damit die juristische Verantwortung für das Esmeralda Projekt bei Ihnen bzw. Yacht Russia, deren Herausgeber Sie sind. Dieser Zusammenhang scheint vermutlich auch nach Schweizer Rechtsauffassung gegeben, wo Sie einen Wohnsitz haben.
Mir will allerdings nicht in den Kopf, dass ein Mann, der sowohl in seinem eigenen Land als auch im SEGELREPORTER einen Bericht veröffentlicht, der mit „I HAVE A DREAM“ betitelt ist, der den Mut hat, ungute Verhältnisse im Sportbereich beim Namen zu benennen, und Besserung anzumahnen, in Bezug auf eine Vereinbarung bezüglich meiner ringsum tatkräftigen Unterstützung Ihres Esmeralda Teams, nicht bereit scheint, zu seinem Wort als Segler zu stehen!
Darum heute mein Appell an Sie als Segler und Geschäftsmann: Ich moechte Sie bitten, die Überweisung des offenstehenden Betrages nunmehr zu veranlassen, damit die Bilanz meines GGR Engagement für Igor ein wuerdiges Ende findet.
Das waere „my dream about a fair cooperation“
In den russischen Medien ist neuerdings zu lesen, dass Igor Zaretskiy vermutlich auch in der GGR 2022 am Start teilnehmen wird. Somit stellt sich die Frage, wie man sich diese Situation wohl vorzustellen hat, wenn die SV Esmeralda mit Windpilot Ausrüstung, die dann 4 Jahre unbezahlt geblieben ist, den Hafen verlassen will?
Fragt sich und Sie!
mit freundlichem Gruss aus Hamburg
Peter Foerthmann
“Vor einigen Jahren bin ich mal als letzter Segeln-Romantiker bezeichnet worden. Dadurch fühlte ich mich nicht beleidigt. Im Gegenteil. Ich liebe es, zu träumen. Aber wie realisiert man solche Fantasien? Jemand, der einmal gesagt hat “I have a dream”, hat viel erreicht. Und auch Russland würde als freie Segel-Macht respektiert.”
In meiner Jugend, als Junior-Mitglied des YCR (Yachtclub Rapperswil) waren die Eigner von 5,5-ern, Lacustre und Drachen alles Ehrenmänner mit hoher Sozialkompetenz. Wir haben auf diese Männer ehrfurchtsvoll hochgeschaut. Heute scheinen diese ehrbaren Tugenden verschwunden zu sein.
Na, wenn’s um Geld geht mutieren „Idealisten und „Träumer“ oftmals eben zu Realisten oder Geizkragen (um noch anständige Worte zu gebrauchen).
Mich als Schweizer ärgert es sehr, dass derartige Einwohner, aus dem sicheren Appenzellerländle heraus, Herrn Putin kritisieren aber die eigene Ehrenhaftigkeit dermassen strapazieren.
Dear Peter,
You are free to use any channels of communication. If you think that publicity of your blog is so high that it can help us to step on board of Esmeralda In Freemantle and bring she quicker to Europe I even welcome it. But be realistic: unfortunately the pandemic measures of Australian government do not provide any possibility to enter the country. Even the possibilities to leave Europe – as a German citizen you definitely know it better then me – are very limited.
In this Situation I can only repeat what I have written to you almost 10 months ago: as soon as Esmeralda gets back to Europe you will receive the reserve set of your autopilot system.
I have much higher motivation to move the yacht to Europe because every month I pay a fee for docking of the boat in Australia. So please be patient at this force-major situation.
I understand that all of us are tired from current lockdowns and wish you and your family to stay safe.
Best regards,
Vasily Senatorov
YACHT Russia magazine
Publisher
Sehr geehrter Vasily Senatorov,
ich bedanke mich für Ihre schnelle Reaktion auf meinen Blog, ein Fortschritt immerhin, denn auf meine persönliche Mail vom 21.11.2020 habe ich keine Antwort erhalten!
Ich empfinde es als ungewöhnlich, wenn Sie die Nichterfüllung einer Vereinbarung aus 2018 ( ! ) nun an einer Pandemie festzumachen suchen. Denn, nicht wahr, das Schiff hat von Oktober 2019 bis zum 8. März 2020 in Albany an Land gestanden, da war Pandemie noch kein Thema in Au. Es wäre ein Leichtes gewesen, das Equipment an Darren Russel / Emu Point Shipwrights, zu übergeben.
Die Nichterfüllung eines Vertrages nun der Pandemie anzulasten, empfinde ich als unschönes Argument, jedenfalls zwischen seriösen Geschäftsleuten!
Angesichts einer sensiblen Vorgeschichte, allerdings, in deren Verlauf ich Ihrer Sache in einer Form geholfen habe, die weit jenseits normaler Unterstützung eines Sponsorship Agreements gelegen hat, empfinde ich die derzeitige Diskussion als unwürdig! Immerhin hat es ca 120 Mail Wechsel mit Michael Snegirev sowie der Korrespondenz mit Herrn Morozow bedurft, viele Ausrüstungsdetails an der Esmeralda zu klären. Solche Unterstützung entsteht aus Enthusiasmus, der mich auch in Les Sables nicht verlassen hat, weshalb ich Igor auch dort tatkräftig unterstützt habe. Übrigens alles angesichts eines Veranstalters, der im höchsten Masse unseriös sämtliche Aktionen von Windpilot vor Ort torpediert und nicht davor zurück geschreckt hat, auch im Rennverlauf meiner Marke Schaden zuzufügen…. nur weil er von meinem Wettbewerber dafür bezahlt wurde? Gern als Oster Lektuere:
https://windpilot.com/blog/golden-globe-race/ggr-peter-unplugged/
Oder, falls bequemer in English:
https://windpilot.com/blog/en/golden-globe-race/peter-unplugged/
Herr Senatorov, ich betreibe mein Geschäft weltweit ohne jegliche Promotion, es sind die Segler, die fuer Verbreitung sorgen, ich bin darüber zum Weltmarktführer geworden. Im Alter von 73 Jahren … sowie 46 Jahren auf der Windpilot Road … sind mir die menschlichen Aspekte immer wichtiger geworden. Bislang hatten verlässliche Vereinbarungen unter Seglern für mich einzigartigen Stellenwert … ich würde Sie freundlich bitte, dieses mein Vertrauen nicht zu enttäuschen.
Mit freundlichem Gruss aus Hamburg
Peter Foerthmann